Rebensburg fühlt sich wieder als „Chefin“

von Redaktion

Die Kreutherin hadert zwar mit Rang 4, hat aber zu ihrem Fahrgefühl zurückgefunden

Courchevel/München – Viktoria Rebensburg blies die Backen auf, dann verzog sie zerknirscht das Gesicht. Dass sie die ersehnte Podiumsplatzierung in ihrer Paradedisziplin Riesenslalom um winzige 0,04 Sekunden verpasst hatte, war ein schwerer Schlag für die beste deutsche Skirennläuferin. Auch nach einem großen Schluck aus ihrer Wasserflasche war der Ärger über das entgangene „Stockerl“ in Courchevel noch nicht verraucht.

„Ich bin schon ein bisschen enttäuscht“, sagte Rebensburg, nur mit großer Mühe rang sie sich dabei ein Lächeln ab. Wenige Minuten zuvor hatte sie sich als Führende im Zielraum noch mit Marlene Schmotz in den Armen gelegen, die in den französischen Alpen als überraschend starke Neunte ihr bestes Weltcup-Ergebnis einfuhr. Doch dann musste Rebensburg hilflos mit ansehen, wie sie noch auf Rang vier abrutschte.

Die Italienerin Federica Brignone stürmte zu ihrem elften Weltcup-Sieg, knapp vor Mina Fürst Holtmann aus Norwegen (0,04 Sekunden zurück). Dritte vor Rebensburg wurde Wendy Holdener (Schweiz/+0,44), Schmotz (Leitzachtal/+0,89) verbesserte sich mit Laufbestzeit im Finale um stolze elf Ränge. „Ich habe einfach das gezeigt, was ich kann“, sagte sie verschmitzt.

Das galt im Prinzip auch für Rebensburg, die nach dem enttäuschenden Saisonstart in ihrer Paradedisziplin mit den Plätzen 13 in Sölden und sieben in Killington aufsteigende Form zeigte. Deshalb fand die 30-Jährige aus Kreuth am Tegernsee ihr Lächeln auch schnell wieder. „Ich bin froh, dass ich auch im Riesenslalom wieder da bin, wo ich sein möchte“, sagte sie.

In den vergangenen Tagen hatte Rebensburg am Material-Setup getüftelt – und offenbar das richtige Händchen gehabt. Ski und Schuh bildeten erstmals in diesem Winter im „Riesen“ eine funktionierende Einheit. „Ich habe endlich wieder das Gefühl, dass ich wieder die Chefin bin, wenn ich da runter fahre“, sagte Rebensburg, „jetzt macht es wieder Spaß und ich kann wieder so fahren, wie ich mir das vorstelle. Das ist cool.“ Auch wenn es diesmal (noch) nicht fürs Podest reichte.

Im Super-G stand Rebensburg dagegen schon ganz oben, und sie ist guten Mutes, dass sie den Spagat zwischen Speed- und technischen Disziplinen nun beherrscht. „Ich habe viele Jahre probiert, dass ich das so hinbringe. Jetzt scheint es endlich so zu sein“, sagte sie.

Den Beweis will sie am Samstag in der Abfahrt von Val d’Isere erbringen, die sie ursprünglich gar nicht auf dem Programm hatte. „Das nehme ich sehr gern mit“, sagte die Olympiasiegerin von 2010, „ich bin in allen Disziplinen extrem gut und schnell unterwegs“.  sid

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