Zwischenbilanz des TSV 1860

Auch Bierofka darf stolz sein

von Redaktion

ULI KELLNER

Es weihnachtet sehr – was den Fußball im Moment noch nicht die Bohne schert. Gestern und heute: Englische Woche in der Bundesliga. Auch das Wochenende des vierten Advents: pickepackevoll. Wie sagt man so schön? Der Letzte macht das Licht aus. Gilt im ausklingenden Jahr 2019 für Paderborn und Frankfurt. Erst wenn die beiden Nachzügler am Sonntagabend durch sind, kann sich das Interesse im deutschen Fanwohnzimmer in Richtung Christbaum verschieben.

Die Drittligisten werden dann bereits den ersten Rückrundenspieltag in den Beinen haben, und speziell für den TSV 1860 gilt: Das Zeitfenster für eine Zwischenbilanz ist klein. Montagabend noch in Ingolstadt zugange, Samstagmittag bereits in Münster. Entsprechend zackig werfen wir mal eben ein paar Zahlen hin: In 19 Spielen haben die Löwen ebenso oft gewonnen wie verloren, nämlich siebenmal. Die fast ausgeglichene Torbilanz (28:29) stellt Ligadurchschnitt dar. Platz 11 klingt schlechter, als er ist bei jeweils sechs Punkten Abstand zur Aufstiegs- und Abstiegszone. Okay für eine Mannschaft, die die Vorgabe hatte, eine „sorgenfreie Saison“ zu spielen. Wie so oft hätt’s a bisserl mehr sein dürfen. Als Ärgernis bleiben vor allem die beiden letzten von fünf Unentschieden in Erinnerung – jeweils mit Führung im Rücken und personeller Überzahl.

Deutlich besser klappte die personelle „Überzahl“ auf der Trainerbank. Erstaunliche Erkenntnis der Hinrunde: Ein Löwenleben nach Daniel Bierofka ist möglich. Der Übergang von der Vereinsikone (über Oliver Beer) zu Michael Köllner ging nicht nur blitzartig über die Bühne, er vollzog sich auch ohne sportliche Kollateralschäden. Tenor der Beobachter ist, dass die Mannschaft ihren vielfach bewährten Kampfgeist bewahrt hat, um sich spielerisch und taktisch weiterzuentwickeln (Ausnahme: das Überzahlspiel). Möglich war das, weil der Oberbayer Bierofka dem Oberpfälzer Köllner ein intaktes Fundament hinterlassen hat. Ein kleines vorweihnachtliches Wunder, auf das auch der Ex-Coach stolz sein darf.

Mit ihrem sportlichen Zwischenzeugnis können die Bierofka/Köllner-Löwen also ziemlich zufrieden sein. Die Versetzung in die Drittligasaison 2020/21 ist – Stand jetzt – nicht gefährdet. Fehlen nur noch die Kopfnoten, eigentlich . . . Über das Sozialverhalten der Köpfe dieses Vereins (vulgo: Gesellschafter) soll heute jedoch der Mantel des Schweigens gelegt werden. Darauf näher einzugehen, würde nicht nur den Platz dieser Kolumne sprengen, sondern auch den vorweihnachtlichen Frieden gefährden. Daher schon jetzt: Frohes Fest, Löwen!

uli.kellner@ovb.net

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