München – Von der Statistik her bot das Spiel zwischen dem ERC Ingolstadt und dem EHC München keine Auffälligkeiten. Ein Derby ohne die Eskalation, die immer in der Luft liegt, wenn Oberbayern auf Oberbayern treffen. Jedoch: Ingolstadt acht Strafminuten, München zehn – eine Friedensbotschaft.
Dennoch hatten die Münchner den Eindruck, dass ihre 4:6-Niederlage auf ihre Undiszipliniertheit zurückzuführen wäre. „Wir haben im zweiten Drittel zu viele Strafzeiten genommen“, sagte Stürmer Maxi Daubner. Und das stimmt: Der EHC war ein paar Minuten neben der Spur. 20:31 Minuten: Strafe für Maxi Kastner wegen Haltens. 21:08 Minuten: Mark Voakes muss wegen des gleichen Delikts runter. Ingolstadt nutzt das Powerplay mit zwei Mann mehr zum 1:3-Anschlusstreffer (22:30). Die Kastner-Strafe erlischt, die von Voakes läuft weiter. 24:46 Minuten: Auch Konrad Abeltshauser wird straffällig – hoher Stock. 26:28 Minuten: Ingolstadt trifft in erneuter Überzahl zum 2:3. Das Spiel ist folglich wieder offen. Der ERCI legt 3:3 (27:17) und 4:3 (34:11) nach – eine Spätfolge der Münchner Strafzeiten, mit denen Ingolstadt aufgebaut wurde.
Bei aller Souveränität, die der EHC als Tabellenführer (zehn Punkte vor Straubing, 16 vor Meister Mannheim) an den Tag legt – die Strafen sind seine dunkle Seite. In der Fair-Play-Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga sind die Münchner Vorletzter. Fünf Disziplinarstrafen (zu je zehn Minuten) und eine Spieldauerdisziplinarstrafe (wird mit zwanzig Minuten verrechnet) tragen zu den insgesamt 284 Minuten (13,52 im Schnitt) bei – das Problem sind aber die kleinen Strafen. 107 hat der EHC schon gezogen – nur bei Iserlohn (110) und Straubing (116) sind es mehr. Zwei Minuten gibt es für kleinere Delikte wie: Haken, Halten, Behinderung, Beinstellen, Spielverzögerung. Und eigentlich sind sie ein Anzeichen dafür, dass eine Mannschaft mit dem Spiel überfordert ist – was man vom EHC aber nicht behaupten kann.
In die Bredouille gerät er meist, „wenn wir aufhören, Schlittschuh zu laufen“, erklärt Yasin Ehliz. Wer das Tempo rausnimmt und einen Schritt zu spät kommt, dem bleibt im Hochgeschwindigkeitseishockey nur das Foul. „Wir nehmen zu viele Strafminuten, daran müssen wir arbeiten“, hat man von Don Jackson diese Saison öfter gehört. Der Trainer fehlte am Sonntag wegen eines länger angemeldeten privaten Termins in seiner nordamerikanischen Heimat. In Ingolstadt vertrat ihn Assistent Steve Walker. Zum Topspiel gegen Straubing am Freitag wird Jackson zurück sein.
Das Image, eine unfaire Truppe zu sein, sind die Münchner los, seit sie den Vertrag mit Steve Pinizzotto 2018 nicht verlängert haben. Einen Spieler Typ Sheriff leisten sie sich aber weiterhin: Verteidiger Keith Aulie. Der Kanadier (1,98 m groß, 105 Kilo schwer) nimmt die ihm regelmäßig angetragenen Aufforderungen zum Faustkampf an – er ist unbesiegt.
Intern jedoch auch wegen einer anderen Qualität geschätzt: In der Plus-Minus-Bilanz, die Präsent bei Toren und Gegentoren in Beziehung setzt, hat er mit +15 den besten Wert der Liga.