Zu viele Teilnehmer, ein zu eng getakteter Spielplan, Duelle bis in die frühen Morgenstunden vor fast leeren Rängen. Was bereits an den ersten Tagen störte, zog sich über die gesamte Davis-Cup-Woche in Madrid.
Die Beerdigung des „neuen“ Davis Cups nach nur einer Auflage kommt jedoch zu früh. Nostalgisch-verklärte Anhänger der alten Version sollten nicht vergessen: Der „alte“ Davis Cup hatte keine Zukunft. Eine Reform des Wettbewerbs war alternativlos. Durch die kräftezehrenden Reisen schlugen Megastars wie Nadal, Federer oder Djokovic nur sporadisch beim Kampf um die „hässlichste Salatschüssel der Welt“ auf. Und ein Turnier ohne die Besten der Besten lässt zu viele Fragen offen.
Wenn Pique und Co. an den richtigen Stellschrauben drehen, hat der Davis Cup ein realistische Chance sich zu etablieren. Womöglich bedarf es noch eines zweiten oder dritten Anlaufs. Tradition entsteht nicht über Nacht.
Bei den Profis ist der Nationenwettkampf jedoch angekommen. Kaum ein Match, in dem die Akteure auf beiden Seiten des Netzes nicht das Maximum aus sich herausgeholt und den Zuschauer eine gute Show geboten haben. Nichts verkauft sich im Sport besser als Emotionen.
Aus deutscher Sicht muss man allerdings konstatieren: Mehr als das Erreichen des Viertelfinals war dieses Jahr nicht drin, und für die nächsten Jahre sind die Aussichten nicht besser. Solange Top-Spieler Alexander Zverev von Roger Federer und dessen Agentur „Team8“ vertreten wird, wird er den Davis Cup meiden wie Boris Becker einen Geldautomaten. „Team8“ versucht mit aller Macht, den „Laver Cup“ als Gegenentwurf zum Erfolg zu führen. Dass Zverev unter diesen Umständen bei der Federer-Konkurrenz in Madrid aufläuft? Ausgeschlossen. Lieber fliegt er mit dem Schweizer zum nächsten Schaukampf auf den Mond.
Ein starkes Doppel (Krawietz/Mies) und ein solider Jan-Lennard Struff sind zu wenig für den großen Wurf. Der 36-jährige Kohlschreiber wird auch nicht mehr in die absolute Weltspitze vorstoßen. Dahinter fehlen aber Talente, die mehr als ein Viertelfinale versprechen.
Erobert der Davis Cup in den nächsten Jahren tatsächlich noch die Herzen der Tennis-Fans, verfolgt Deutschland das Spektakel nur aus der zweiten Reihe.
Daniel.Mueksch@ovb.net