Bad Tölz – Wenn Marco Pfleger aufs Eis schlappt, sieht man nicht gleich, dass er der Topscorer der DEL 2 ist. Man erahnt es am roten Helm, den der punktbeste Spieler jeder Mannschaft trägt. Und man sieht es, wenn er mal wieder zur rechten Zeit am rechten Fleck steht und den Puck gnadenlos in die Maschen einschweißt.
Der 28-Jährige weiß, dass er oft ein wenig nachlässig daherkommt. „Es sieht vielleicht etwas lustlos aus.“ Der Peißenberger spricht selbst von einer gewissen „Leck-mich-am-Arsch“-Mentalität. Das war schon so, als er noch für Nürnberg und anschließend – in der Vorsaison – für Straubing in der DEL spielte. Und das ist jetzt wieder so, als er vor der laufenden Saison etwas überraschend zu den Tölzer Löwen zurückkehrte, für die er bereits von 2011 bis 2014 auflief und denen er zur Oberliga-Meisterschaft 2012 verhalf. Andersrum habe er auch Tölz viel zu verdanken, ja alles. „Ohne Tölz hätte ich nie den Durchbruch in der DEL geschafft.“
Entdeckt von Franz Fritzmeier, gehegt und gefördert von Lenz Funk sen., wurde Pfleger zu dem Stürmer mit dem feinen Händchen, der großen Übersicht, der Gelassenheit – und zu dem Topscorer, der sich aus allen Schlägereien raushält. Es gibt, so sagt es Pfleger, eine Rollenverteilung unter Eishockey-Spielern. Die ergebe sich meist von selbst, „von Kindsbeinen an“. Der eine ist eher Raubein, der andere „schnell weg vom Geschehen, wenn die Fäuste fliegen“.
Aber es ist wohl auch eine Portion Respekt dabei, die ihm die Gegner zuteilwerden lassen. Und es liegt vielleicht auch an Teamkollegen wie Shawn Weller. Eigentlich ein „lieber Kerl“, aber auch einer, der Aktionen gegen Mitspieler gerne mal auf dem Fuß rächt. Den man lieber in der eigenen Mannschaft hat als als Gegner. Eben so ein Raubein-Typ.
Überhaupt der Zusammenhalt bei den Löwen. Pfleger: „Wir geben nie auf, stehen füreinander ein, die deutschen Spieler sind fast alle Oberbayern, wir verstehen uns, haben die gleiche Mentalität.“ Das war mit ein Grund dafür, dass er nicht lange zögerte und aus der DEL eine Liga tiefer nach Tölz wechselte. Sein Spielerberater hatte ihm Angebote von DEL-Clubs nicht weitergegeben. Die beiden trennten sich, und Pfleger meldete sich aus freien Stücken bei Löwen-Chef Christian Donbeck. „Tölz ist ein finanziell und sportlich attraktiver Standort“, sagt Pfleger. „Und der einzige in der DEL 2, zu dem ich wechseln wollte.“
Eine Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse schließt Pfleger nicht aus. „Wenn das Thema auf den Tisch kommt, muss ich darüber nachdenken.“ Aber er hat großen Spaß daran gefunden, in der DEL 2 sein Bestes zu geben. Für Tölz. Der gelernte Kaufmann für Bürokommunikation kann sich für seine Zukunft auch die Trainer-Schiene vorstellen. Die Tölzer Kleinstschüler trainiert er schon jetzt zusammen mit Hannes Sedlmayr. „Tölz ist eine Herzensangelegenheit.“ Und hier ist nichts von einer „Leck-mich-am-Arsch“-Mentalität zu spüren: Das hier ist Pfleger völlig ernst.
Das kann er nach mittlerweile neun Siegen in Folge mit den Tölzer Löwen heute Abend (19.30 Uhr) erneut unter Beweis stellen. Da empfangen sie den Tabellenzweiten Bad Nauheim zum Spitzenduell.