Köln – Markus Gisdol zuckte mit den Schultern. Trotz lag in seinem Blick. Ja, den Gegenwind bei seiner Ankunft in Köln habe er registriert. Von der Presse als C-Lösung bezeichnet, vom Umfeld und Ex-Trainer Huub Stevens („Weiß nicht, ob das passt“) mit viel Skepsis empfangen – „man nimmt das wahr“, sagte der Trainer bei seiner Vorstellung: „Aber ich persönlich weiß, warum ich hier bin. Ich weiß, welche Aufgabe mich erwartet, und ich weiß, was ich leisten kann.“
In der Rolle als Notnagel will der 50-Jährige seine Retter-Mission beim 1. FC Köln nicht beginnen, das wurde gestern deutlich. Die Absagen von Bruno Labbadia und Pal Dardai waren in den vergangenen Tagen durchgesickert, dann holte man eben Gisdol, so zumindest die öffentliche Wahrnehmung. Doch auch der Club bemühte sich, diese umgehend zu korrigieren.
„Markus Gisdol hat uns mehr als überzeugt“, sagte Präsident Werner Wolf: „Er brennt für diese Aufgabe. Und er hat bewiesen, dass er schwierige Situationen meistern kann.“ Auf dem Podium neben dem neuen Coach saß der neue Sportchef – auch Horst Heldt wurde offiziell vorgestellt. Und auch er hat offenbar an der Personalie Gisdol mitgewirkt, als er noch gar nicht im Amt war
„Das Gremium hatte mich um meine Meinung gebeten, die habe ich abgegeben“, sagte der frühere 1860-Profi, „natürlich war Markus einer von denen, von denen ich weiß, wozu er in der Lage ist.“ Beide kennen sich aus gemeinsamen Tagen bei Schalke 04.
Gisdol wirkt entschlossen, den Negativtrend der Kölner (elf Spiele, acht Niederlagen) zu beenden. „Ich könnte jetzt viele schöne Dinge erzählen“, sagte er: „Aber mit welchem System wir auf dem Platz stehen, wann wir pressen, das kann ich noch gar nicht sagen. Wir müssen schauen: Was passt zu dieser Mannschaft.“ Heldt sieht genau diese Qualität bei Gisdol, der eine verunsicherte Mannschaft übernimmt. „Er schaut sich die Mannschaft an und entscheidet dann“, sagt er.
Heldt selbst wirkte gelöst, in Köln zu arbeiten, sei „eine Herzensangelegenheit“. Der 49-Jährige wuchs nahe Köln auf , wurde beim FC zum Profi. „Es war immer ein Traum, noch einmal für meinen Klub arbeiten zu dürfen“, sagte er, „wenn ich nach Köln rein fahre und den Dom sehe, bewegt mich das.“ Aber auch er wird kritisch beäugt. Viel Zeit für Romantik bleibt eh nicht, schon am Samstag wartet die harte Realität: Der FC muss nach Leipzig. Viel schwerer könnte die erste Prüfung für das neue Duo kaum sein. sid