Einfach Pech gehabt

von Redaktion

Davies auf wilder Achterbahnfahrt in Bochum

München – Es hätte sein großer Abend werden können und für Niko Kovac ein Statement für einen neuen Jugendstil beim FC Bayern. Doch der Auftritt von Alphonso Davies in Bochum entwickelte sich völlig anders, als es sich der Kanadier und sein Trainer gewünscht hatten.

Aber der Reihe nach: Gegen den Zweitligisten läuft der 18-jährige Davies für David Alaba als linker Verteidiger auf. In einer pomadig taumelnden Bayern-Elf ist das Talent einer der wenigen Lichtblicke. Davies geht mutig in 1:1-Duelle und sucht sogar den Abschluss. Warum darf der Junge nicht öfter zeigen, was er kann? lautet die passende Frage zu seinem Auftritt. Bis zur 36. Minute. Da bugsiert Davies eine Hereingabe von Bochums starken Blum in das eigene Tor.

Keine Frage – es war ein harter Schuss des Bochumers, aber ein Spieler des FC Bayern muss in der Lage sein, einen solchen Ball zu verarbeiten oder wenigstens zur Ecke zu klären. Befremdlich wirkten jedoch die Sekunden nach dem Fauxpas. Keiner der Kollegen eilte zunächst zu dem jungen Pechvogel, um ihn zu trösten. Einsam und verloren sank der Kanadier in die Knie, vergrub sein Gesicht voller Scham unter seinem Trikot. Eine Szene, die zeigte, wie sehr jeder Bayern-Star derzeit mit sich selber beschäftigt. Danach war der Linksverteidiger in erster Linie darauf bedacht, keine Fehler mehr zu machen. Sein Mut? Seine Unbekümmertheit? Verflogen.

Bis zu dieser Szene lief es in letzten Wochen hervorragend für den hochveranlagten Nordamerikaner. Für die kanadische Nationalmannschaft erzielte er Mitte Oktober den 1:0-Führungstreffer in der Concaf Nations League gegen die USA und leitete damit den ersten Sieg der Kanadier seit 34 Jahren gegen den Erzrivalen ein.

Beim FC Bayern feierte „Phonzie“, wie ihn seine Mitspieler nennen, letzten Samstag gegen Union Berlin sein Startelfdebüt und gehörte schon da zu den positiven Erscheinungen in einer blassen Bayern-Mannschaft. Niko Kovac hält große Stücke auf den sprintstarken Außenspieler: „Er hat die Qualität, beim FC Bayern zu spielen. Er wird hier viele Spiele machen“, versprach er dem Youngster bei dessen Vorstellung. Und auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic schwärmt vom Potenzial des Pechvogels von Bochum: „Er trainiert richtig gut, haut sich rein. Er ist ein Diamant.“

Ein Diamant, der trotz seines Fehlschliffs im Ruhrgebiet hoffentlich wieder so schnell wie möglich glänzen darf. DANIEL MÜKSCH

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