Bochum/München – Immerhin kam Hasan Salihamidzic aus diesem Kabinengang und stellte sich. „Aus Freundlichkeit“, sagte der Sportdirektor des FC Bayern, denn Lust auf diesen Auftritt in der Bochumer Nacht hatte er augenscheinlich nicht. Angespannt, genervt, trotzig präsentierte sich der 42-Jährige nach dem Last-Minute-Sieg, und er entgegnete auf die erste Frage nach seinem Gemütszustand: „Top Abend, top, top. Wir haben sie hergespielt. Es war gut, richtig gut.“ Er blickte in erstaunte Gesichter.
Man hat Hasan Salihamidzic auf der Bank des FC Bayern schon viel schimpfen und gestikulieren sehen. Am Dienstag, als in Bochum schon mehr als 80 Minuten gespielt waren und es aus Sicht des FC Bayern immer noch 0:1 stand, wirkte selbst er, der Gute-Laune-Onkel, als habe er kapituliert. Nach hinten gelehnt, die Arme verschränkt, mit starrem Blick aufs Spielfeld, wo sich dann immerhin noch etwas tat. In diesen zehn Minuten, sagte er hinterher, „waren wir gut. Da haben wir Druck gemacht und zwei Tore geschossen. Damit muss es auch erledigt sein.“ Das ist es nicht.
Niemandem, nicht mal ihm, gefällt, was die Bayern derzeit abliefern. Salihamidzic wollte sich daher in Ironie flüchten, „denn ohne“, gab es zu, „geht es heute nicht“. Es gelang nur mäßig. Auf eine große Analyse hatte er öffentlich keine Lust, „einfach schnell abhaken“, sagte er, „ich bin froh, dass wir wieder nach München fahren“. Witze und Sprüche wie „Riesen-Spiel“ und „es ist jetzt die Freude, in den Bus einzusteigen und in der nächsten Runde zu stehen“, wirkten im ersten Moment amüsant, gleichzeitig aber auch deplatziert. Seine Bitte an die Reporter: „Ach kommt. Ich bin einfach da, um da zu sein. Jetzt könnt ihr mich auch nach Hause gehen lassen.“
Das taten sie, und blieben zurück mit interessanten Einblicken in das Innenleben dieses krisengeschüttelten Clubs. Genau eine Woche war es am Tag des 2:1 in Bochum her, als der Sportdirektor in Piräus davon gesprochen hatte, dass „alles“ besser werden müsste. Seitdem gab es: Zwei Siege in noch schlechterer Manier. Jeder weiß, was passiert, wenn auch die Ergebnisse nicht mehr stimmen.
Auch wenn er ratlos wirkte: Salihamidzic wird intern mehr gesprochen haben, lange konnte er seinen Zorn nicht zurückhalten. Man sagt, er lege seinen Finger hinter verschlossenen Türen mehr in die Wunden als noch zu seiner Anfangszeit im Amt. Laut „Sportbild“ will der scheidende Präsident Uli Hoeneß die Entwicklung seines Zieh-Manager honorieren und Salihamidzic bereits am 11. November über den Aufsichtsrat zum Sportvorstand befördern. Ohne Ironie: Für „Brazzo“ wäre das ein Riesen-Ding. H.RAIF/J. AUSTERMANN