München – Länderspielpause, das Transferfenster ist endlich dicht. Und damit die Zeit gekommen, ein erstes Fazit der angebrochenen Drittliga-Saison zu ziehen. Wie ist die Lage bei den drei lokalen Teams des TSV 1860, des FC Bayern II und der SpVgg Unterhaching? Wer konnte die (eigenen) Erwartungen bislang erfüllen, wer hinkt noch wie weit hinterher? Und wie steht’s um die sportliche und wirtschaftliche Perspektive? Unser Startcheck.
SpVgg Unterhaching (14 Punkte, Platz 4)
Ein Platz im oberen Drittel ist das Saisonziel der Hachinger. Nach vier Siegen, zwei Remis und einer Niederlage gegen Halle liegen die Vorstädter einen Punkt hinter Aufstiegsplatz zwei, den genau dieser Hallesche FC einnimmt. In der Defensive ruhen die Hoffnungen auf dem nach langer Verletzungspause zurückgekehrten Marc Endres, vorne steht nach dem Abgang von Stefan Schimmer (zum FC Heidenheim) Moritz Heinrich im Blickpunkt. Der von Preußen Münster gekommene Offensivmann hat schon drei Treffer auf seinem Konto, Trainer Claus Schromm ist begeistert vom 22 Jahre alten Ex-Löwen: „Wenn bislang jemand von den Neuen heraussticht, dann ist es Mo. Er hat die Entscheider-Mentalität.“ Auch die Rückkehr des lange verletzten Stephan Hain wird Haching nicht harmloser machen. Schromms Fazit nach dem ersten Saisonfünftel: „Die Ergebnisse stimmen, wir spielen nicht mehr Hurrafußball, sondern bringen jetzt auch Cleverness auf den Platz. Was uns noch fehlt, ist die Konstanz über 90 Minuten, das war auch im Totopokal (3:2 gegen Türkgücü) wieder zu sehen.“ An der Stabilität im neuen 3-5-2-System gelte es bis zum nächsten Punktspiel gegen Chemnitz zu arbeiten. Gestern trennte sich der Tabellenvierte im Testmatch bei Greuther Fürth mit 1:1. Das Führungstor erzielte Dominik Stroh-Engel. Intakt ist in Haching neben der sportlichen auch die wirtschaftliche Perspektive. Der Börsengang war erfolgreich, auf dem Eigenkapital-Fundament sollte sich die angestrebte Zweitliga-Zukunft bauen lassen.
TSV 1860 (8 Punkte, Platz 14)
Der Klassenerhalt ist das offizielle Saisonziel. Nach den bisherigen Eindrücken haben Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel und Trainer Daniel Bierofka damit nicht zu tief gestapelt. Der guten Leistung beim unglücklichen 1:2 in Braunschweig folgten desolate Darbietungen in Mannheim (0:4) und Magdeburg (1:5). Das pomadige Auftreten im Totopokal bei Bayernligist 1865 Dachau war der nächste Tiefschlag für die leidgeprüften Fans. Immerhin stand am Ende ein Sieg im Elfmeterschießen. Das mit Grabesstimme vorgetragene Fazit des Trainers („Die letzte Gier hat gefehlt. Einige haben ihre Chance nicht genutzt.) fasste die Stimmung treffend zusammen. Sechzig im September 2019 ist die in der Tasche geballte Faust. Während die Polkappen dahinschmelzen, herrscht zwischen den blauen Gesellschaftern eisigste Eiszeit. Hinter vorgehaltener Hand wird darauf verwiesen, dass Investor Hasan Ismaik nun endlich das tue, was ihm der e.V. angeboten hat: Geld schenken, statt die Verschuldung von 22 Millionen Euro weiter zu erhöhen. Eine Perspektive schafft diese Flickschusterei zwar nicht, immerhin ist der Kader mit den Last-Minute-Leihen von Prince Owusu und Tim Rieder nicht mehr alibitauglich.
FC Bayern II (7 Punkte, Platz 15)
„Wir bleiben eine Ausbildungsmannschaft“, hatte Bayern-Trainer Sebastian Hoeneß vor der Saison im Interview erklärt: „Wir wollen unsere Talente fördern und fordern.“ Bislang wurde der Aufsteiger den Erwartungen im Guten wie im Schlechten gerecht. „Vorne aufregend, hinten vogelwild“ – so lassen sich die ersten sieben Spiele zusammenfassen. Dem konzentrierten Auftritt beim 2:1 in Halle folgten eklatante Abwehrschnitzer beim 2:2 gegen Chemnitz und beim jüngsten 1:2 gegen Unterhaching, die auch den besonnenen Hoeneß auf die Palme brachten. Wir müssen weniger Gegentore bekommen“, flehte der Neffe des scheidenden Präsidenten und schimpfte über unerklärliche „Blackouts“. Sein Team habe phasenweise „den Kopf verloren“. Die Lebensversicherung der kleinen Bayern trägt den Namen Kwasi Okyere Wriedt. Der Mittelstürmer, von allen nur „Otschi“ gerufen, hat bereits fünfmal eingenetzt – eine dauerhafte Aufstiegschance zu den Bundesliga-Profis hat er angesichts der übermächtigen Konkurrenz indes nicht wirklich. Angebote aus Dresden, Salzburg, Genk, Norwich und von Hertha BSC sollen die Bayern im Sommer abgelehnt haben. Im kommenden Jahr läuft Wriedts Vertrag aus.