Bei seiner Ankunft wurde Romelu Lukaku am Flughafen wie der neue König von Mailand empfangen: Hunderte Fans feierten die ersten Schritte auf italienischem Boden des belgischen Nationalstürmers. Bei seinem Medizincheck harrten Dutzende Tifosi vor der Praxis aus, nur um einen Blick auf den bulligen Angreifer zu erhaschen.
65 Millionen Euro zahlte Inter Mailand für den 26-Jährigen an Manchester United. Mit ihm und anderen Mega-Transfers, wie Matthjis de Ligt (75 Millionen) und Cristiano Ronaldo (117 Millionen/letzte Saison) bei Juventus Turin, schien die Wiederauferstehung der Serie A vollzogen. Doch schon wenige Wochen später die Desillusionierung: Nur sportlich greift die Liga nach ihrer früheren Bedeutung. Viele Fans bedienen noch immer das Tifosi-Klischee mit Macho-Gehabe und rassistischen Parolen.
Besonders erschreckend: Nicht nur gegnerische Fans attackieren Spieler der Konkurrenz – eigene Fans entschuldigen solche Ausfälle sogar noch. So geschehen von einer Gruppierung Inter Mailands, die Affenlaute gegen Lukaku beim Auswärtsspiel gegen Cagliari (1:2) als Kompliment ihm gegenüber verstanden haben und stellen den Siegtorschützen an den Pranger: „Du trägst dazu bei, ein Problem zu schaffen, das es hier noch nicht gibt“, schrieb die Gruppe „L’urlo della Nord“ in Richtung des Stürmers, der nach den Vorfällen in Cagliari Konsequenzen gefordert hatte.
„In Italien nutzen wir diese Wege, um unserem Team zu helfen und um unsere Gegner nervös zu machen, nicht für Rassismus, sondern, um sie durcheinanderzubringen. Du musst verstehen, dass Italien nicht so ist wie andere nordeuropäische Länder, in denen Rassismus ein wirkliches Problem ist.“ Man muss diese Sätze zweimal lesen, um sie wirklich aufnehmen zu können. Ja, diese Sätze sind ernst gemeint. Sie wurden nicht 1950 verfasst – sondern 2019. Mitten in Europa.
Nun sind die italienische Liga und ihre Vertreter gefordert. Schleunigst müssen sie ein Zeichen gegen solches Gedankengut setzen. Verbale Verurteilungen reichen nicht aus. Solche „Fans“ haben in einem Fußballstadion nichts zu suchen. Das gilt für die Schreihälse aus Cagliari genauso wie für die Verharmloser aus Mailand.
Die Serie A muss beweisen, dass sie nicht nur im Geldausgeben wieder in der ersten Liga mitspielen will.
Daniel.Mueksch@ovb.net