Hamburg – Auf St. Pauli hängt das Transparent wie eine Mahnung, einige Dutzend Meter lang: „Kein Fußball den Faschisten.“ Auch dieser Tage beim Training der deutschen Nationalmannschaft. Man spricht über Rassismus. Unsere Meinung ist ganz klar“, betonte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff: „Es gibt immer wieder Einzelfälle, da müssen wir unsere Stimme erheben. Das Wichtigste ist, dass jeder Einzelne das auch lebt. Und das tun wir bei der Nationalmannschaft.“
Ganz anders in Italien. Romelu Lukaku, dunkelhäutiger Stürmer von Inter Mailand und der belgischen Nationalmannschaft, wurde im Spiel bei Cagliari Calcio am Sonntag mit Affenlauten beleidigt. Lukaku veröffentlichte einen emotionalen Appell gegen Diskriminierung im Internet – doch dann fielen ihm die eigenen Fans in den Rücken. „Italiener sind keine Rassisten!“, schrieb Inters Ultra-Gruppe „L’urlo della Nord“ bei Facebook in einem offenen Brief an den „lieben Romelu“. Es sei „schade“, falls dieser die Rufe „als Rassismus aufgefasst“ habe. Die Cagliari-Fans hätten nur ihrer Mannschaft helfen wollen. Mit Affenlauten. 2019.
Erst im März waren englische Nationalspieler während des EM-Qualifikationsspiels in Montenegro rassistisch geschmäht worden. Damals traf es Raheem Sterling, Callum Hudson-Odoi und Danny Rose. Jadon Sancho von Borussia Dortmund erlebte das auf der Bank. Nun sprach er über das Problem, das er beileibe nicht als reines Internetphänomen sieht. „Es muss aufhören. Niemand will Fußball spielen und dabei derart beleidigt werden“, sagte Sancho. „Die Liebe zum Sport wird sehr schnell verloren gehen, wenn das nicht aufhört.“ Auch die Diskussion über Bakery Jatta beim Hamburger SV hat Fremdenfeinde aus der Deckung gelockt.
BVB-Jungstar Jadon Sancho erläuterte jüngst: „Wir sind auch nur Menschen. Viele denken, wir seien gegen so etwas immun, weil wir berühmt sind, aber wir lieben diesen Sport und wollen einfach nur kicken.“ Wenn er rassistische Vorfälle sehe, denke er sich: „Warum spiele ich eigentlich Fußball?“
Was Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini sagte, ist viel zu häufig gesagt worden: „Die Hoffnung ist, dass solche Vorfälle nie wieder vorkommen. Die Mehrheit der Fans tut ihr Bestes, um solche Situationen zu vermeiden. Leider gibt es aber auch dumme Personen. Ich hoffe, dass es immer weniger werden.“ sid