Hamburg – Ein Klassiker in der Dauerschleife: Die Partie zwischen Deutschen und Holländern heute Abend ist die vierte Auflage in weniger als einem Jahr. Trumpfte die Elftal in der Nations League noch mit einem Sieg und einem Remis auf, muss sie nach der 2:3-Pleite gegen die DFB-Elf im März nun in der EM-Quali liefern. „Tabellarisch gesehen stehen sie etwas mehr unter Druck als wir“, so Toni Kroos vor dem Duell. Die Ausgangslage für die deutsche Nationalelf ist komfortabler: Zwei Siege heute und am Montag in Nordirland sollten reichen, um das EM-Ticket zu lösen. Damit die drei Punkte gegen Holland in Hamburg bleiben, muss die Löw-Truppe auf dem Platz drei direkte Duelle für sich entscheiden:
1. Timo Werner gegen Virgil van Dijk. Nach dem furiosen Saisonstart des Leipzigers mit fünf Toren aus drei Bundesligaspielen möchte man meinen, dass der RB-Knipser auch gegen die Holländer gesetzt ist. Dass er sich das zutraut, bestätigte Werner diese Woche: „Durch die unglückliche Situation, dass Leroy verletzt ist, ist vorne ein Platz frei geworden. Natürlich habe ich den Ansporn, die Leistungen aus dem Verein auch hier in der Nationalmannschaft zu zeigen“, sagte der Stürmer. Mit Marco Reus, Julian Brandt und Serge Gnabry verfügt der Bundestrainer allerdings über weitere Optionen in der Offensive. Feststeht: Diejenigen, die auf dem Platz stehen, müssen an van Dijk vorbei. Der 1,93-Meter-Hüne des CL-Siegers aus Liverpool räumt auch bei Oranje auf und wurde von der FIFA als erster Abwehrspieler seit Fabio Cannavaro 2006 neben Lionel Messi und Cristiano Ronaldo zur Wahl des Weltfußballers nominiert. „Wenn man neben ihm steht, wird es relativ schnell dunkel. Wenn er in der falschen Richtung steht, bekommt man wenig Sonne ab“, so Werner. Es gilt, Licht ins Dunkel zu bringen.
2. Toni Kroos gegen Frenkie de Jong. Die beiden Regisseure werden sich wohl selten über den Weg laufen, sie entscheiden jedoch, welche Mannschaft die Marschroute vorgibt. In der einen Ecke sitzt der alteingesessene Weltmeister und vierfache Champions-League-Sieger, in der anderen das neue Juwel der niederländischen Talentschmiede. Gut für de Jong: Im Gegensatz zu den Blau-Roten, wo er mangels Platznot in der Zentrale etwas offensiver spielen muss als ihm lieb ist, darf der 22-Jährige in der Nationalmannschaft wieder als einzige Sechs die Fäden ziehen. Kroos’ Rolle auf dem Platz hat sich trotz des Umbruchs nicht verändert. „Es hat immer noch eine extrem wichtige Rolle, den Ball laufen zu lassen“, sagt er. Löw garantiert ihm vorerst einen Stammplatz: „Natürlich plane ich mit dem Toni bis nächstes Jahr zur EM.“
3. Niklas Süle gegen Memphis Depay. Dass der Bayern-Verteidiger eine Säule der neuen Nationalelf sein will, ist nicht neu. „Ich habe das Vertrauen des Bundestrainers bekommen. Wenn ich aber der Abwehrchef sein will, muss ich mich noch entwickeln“, gestand der 24-Jährige. Eine neue Bewährungsprobe kommt mit Depay auf ihn zu. Der Torjäger von Olympique Lyon hat in vier Saisonspielen bislang vier Tore erzielt und traf auch schon beim 3:0-Triumph gegen die deutsche Nationalelf in der Nations League im Oktober vergangenen Jahres. „Vorne verändern sie ständig ihre Positionen. Sie zeichnen sich über ihr schnelles Kombinationsspiel aus und versuchen, ihre Spieler schnell in Szene zu setzen“, warnt Jogi. „Bei Ballverlust suchen sie den schnellen Weg in die Spitze.“ Dass sie diesen nicht finden, liegt auch an Süle.