München – Der Samstagnachmittag, das lässt sich absehen, wird ruhiger am Münchner Oberwiesenfeld. Um 16 Uhr kommt zum zweiten Spiel in der Champions Hockey League (CHL) der HC Banska Bystrica in die Olympia-Eishalle. Ein ungewöhnlicher Termin im Schatten der Fußball-Bundesliga – und der Gegner wird nicht von einer Anhängerschar begleitet wie am Donnerstag der HC Ambri-Piotta. Wie der Münchner Ordnungsdienst bestätigte, waren „an die 1000 Schweizer“ im Stadion, das gab es bei einem internationalen Spiel des EHC noch nie. Bis auf ein paar Bierbecherwürfe passierte nichts, es war allerdings auch eine Einheit Polizisten da, die nicht weniger Protektoren am Leib trugen als unten die Spieler auf dem Eis. „Als wir sahen, wie viel Security anwesend war, wussten wir: Ambri ist in der Stadt“, witzelte Münchens Trainer Don Jackson. Das Schweizer Eishockey-Dorf hat einen Ruf. Klar ist: Das Rückspiel in einer Woche wird eine Herausforderung.
Diese erste Begegnung in München war es auch schon, obwohl sich das Endergebnis von 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) komfortabel las. Aber: Der letzte Treffer war das übliche Empty-Net-Goal, weil der Gegner seinen Torwart vom Eis nahm, Ambri verzeichnete fünf (!) Pfosten- und Lattentreffer und hatte mehr Schüsse (47:35). Vor allem im ersten Drittel war der deutsche Vizemeister unterlegen, Kapitän Patrick Hager fand die Schweizer „a weng wuid – wahrscheinlich wegen der vielen Fans, die sie dabeihatten“. Danach habe man besseren Zugriff aufs Spiel bekommen „und im letzten Drittel gut verteidigt“, so Trainer Don Jackson. Alle drei Tore erzielte der Nordamerika-Sturm mit Trevor Parkes und den Zugängen Chris Bourque und Derek Roy.
„Sie bringen Qualität“, lobte Hager, „und vor allem: Sie sind astreine Typen. Es ist, als wären sie schon ein Jahr da.“ Hager selbst spielt wie im Vorjahr mit Yasin Ehliz und anstelle des zurückgetretenen Michael Wolf mit Philipp Gogulla, der in Köln und schon jahrelang in der Nationalmannschaft sein Partner war. Mit Mauer, Voakes und Kastner wurde eine Reihe der Vorsaison komplett übernommen, die Jungen (Peterka, Daubner, Schütz) bündelten sich in einem Sturm, und das kanadische Trio Parkes, Roy, Bourque fand schnell zueinander. „Wir sind weiter als vor einem Jahr“, sagt Hager. Im Sommer 2018 hatte man in der Vorbereitung sogar eine deftige 1:8-Klatsche gegen Sparta Prag hinnehmen müssen.
Hager ist der neue Kapitän. will sich aber nicht anders verhalten, weil er jetzt „einen Buchstaben“ hat. „Ich denke, ich bin in die Auswahl gekommen, weil ich in der Kabine bisher schon die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt gesagt habe.“ Also müsse er nun nicht qua Amt extra das Wort führen. Nach wie vor gelte, dass auch, wer nicht Kapitän („C“) oder Assistent („A“) ist, sich einbringen möge.
Banska Bystrica, Gegner des EHC am Samstag, ist zum dritten Mal in Folge slowakischer Meister geworden – begünstigt jedoch dadurch, dass Slovan Bratislava, der eigentliche Spitzenclub, in die russische KHL abgewandert war (und nun zurückkehrt). Bekanntester Banska-Spieler in Deutschland: Torwart Tyler Beskorowany, Ex-Düsseldorfer und -Nürnberger. Der aber auch nicht verhindern konnte, dass der CHL-Auftakt in Karlstad, Schweden 1:6 verloren ging.