Neuordnung beim FC Bayern

Fragen zu Oliver Kahn

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Man hat Oliver Kahn nicht aus den Augen verloren. Er war immer präsent – auch nachdem er seine Torwartklamotten aus- und nie mehr angezogen hat. In den vergangenen Jahren war er nicht mehr titanisch-grimmig, sondern zeigte sich von (s)einer ironisch-freundlichen Seite. In diversen Werbespots oder als Experte beim ZDF, wo er sich kein einziges Mal dem Furor hingab. Offensichtlich hielt Kahn sich auch von der Spielwiese P1 fern, er ging noch einmal zur Uni, ist nun Master und Geschäftsmann. So jemanden kann man schon in eine Vorstandsetage setzen, wie der FC Bayern das nun vorhat.

Da ist aber die eine Frage, die wir uns stellen: Wird Kahn, wenn er wieder drin ist im Business um Punkte und Trophäen, im Weiter-immer-weiter in seiner reinsten Form, auch der neue, geläuterte Kahn bleiben? Oder kommt der Wettkämpfer wieder durch, der seinen Sportdirektor durchschüttelt, wenn dem die Transfers nicht schnell genug von der Hand gehen? Wird er gar, sollte der Meisterschaftskampf eng und hitzig werden, einen Dortmunder, dann eben nicht mehr Heiko Herrlich, sondern Hans-Joachim Watzke in den Hals beißen? Emotionalität muss man beim FC Bayern schließlich leben, auch wenn man einen Bürojob ausübt. Kahn wird als Vorstandsvorsitzender auf Karl-Heinz Rummenigge folgen, der auch oft erregt schnaubt („Wir tun alle gut daran…“). Und schließlich sollte langfristig Uli Hoeneß in seiner Attackenlust ersetzt werden – Herbert Hainer, der nächste Präsident, wird nicht der Mann der Ad-hoc-Ansagen in der Mixed Zone des Stadions und beim „Doppelpass“ sein.

Zweite Frage zum Themenkomplex Kahn – und sie ist eigentlich die wichtigere, sie müsste geklärt werden, denn es geht um Werte und um Compliance: Als Unternehmer hält Oliver Kahn bereits geschäftliche Verbindungen zum FC Bayern, Verein/AG sind Kunde seiner Firma „Goalplay“, und ein Wettbüro, das Kahn mit seinem Gesicht sichtbar macht, ist Sponsor. Anders als Thomas Hitzlsperger, der mit Übernahme der Verantwortung beim VfB Stuttgart als TV-Experte aufhörte, will Kahn von diesem Nebenjob nicht lassen. Schließlich seine Saudi-Arabien-Verbindungen. Sind sie überhaupt schicklich, wie vertragen sie sich mit der ebenfalls umstrittenen Bayern-Beziehung zu Katar? Der Übergang des FC Bayern zu Oliver Kahn bietet sich an – alles dafür schlucken sollte der Club nicht. Es herrscht Klärungsbedarf.

Guenter.Klein@ovb.net

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