München – Die ersten Wochen nach der Mission Titelverteidigung ließen sich für die Basketballer des FC Bayern ja ganz vielversprechend an. Doch jetzt ist klar: Sportchef Daniele Baiesi hat nun doch einen bewegten Sommer vor sich. Denn der Meister muss gleich drei seiner letztjährigen Spitzenkräfte ersetzen. Regisseur Stefan Jovic und Center Devin Booker zieht es zum russischen Topklub Khimki Moskau. Und auch Derrick Williams wird das rote Trikot nicht mehr überstreifen. Stattdessen trägt der US-Forward in der kommenden Saison wohl Gelb. Ex-Euroleague-Champion Fenerbahce Istanbul soll sich mit Williams einig sein. Da wird es schon zur Randnotiz, dass auch Marvin Ogunsipe fürs Erste kein Bayer mehr ist – der Youngster wird an BBL-Aufsteiger Hamburg verliehen.
Für den deutschen Branchenführer ist das vor allem ein, allerdings nur überraschendes Signal. Wirtschaftlich steht man unter Europas Spitzenclubs noch in der zweiten Reihe. Das hatte Baiesi ja schon am Rande der Meisterfeier am Nockherberg mit Blick auf den heiß laufenden Transfermarkt in Europa erklärt: „Wenn die Topvereine der Euroleague einen Spieler von uns haben wollen, dann kriegen sie ihn auch.“
Wobei die Bayern zumindest bei Jovic trotz des deutlich besseren Angebots aus Moskau wohl nicht unbedingt chancenlos gewesen wären. Doch um jeden Preis wollten die Münchner den filigranen Serben gar nicht unbedingt an Bord halten. Grund dafür dürfte nicht zuletzt die Verletzungsanfälligkeit gewesen. Immer wieder musste Jovic in den beiden vergangenen Jahren wegen seiner Blessuren passen. Auch in der abgelaufenen Spielzeit konnte er nur 58 der 75 Partien bestreiten.
Anders sieht die Sache bei Devin Booker aus, den die Bayern gerade nach seiner Leistungsexplosion in den Playoffs gerne weiter im Audi Dome gesehen hätten. Der dreifache Familienvater hatte allerdings schon in den beiden vergangenen Jahren lange Zeit mit noch lukrativeren Offerten kokettiert und sich dann auch nur jeweils für ein weiteres Jahr an die Bayern gebunden. Nun bessert er beim Gas-finanzierten Moskauer Vorortclub Khimki doch seine Kasse auf.
Und Williams? Der 428-malige NBA-Profi wurde zwar nicht wie erhofft in der NBA fündig. In Fenerbahce Istanbul bekommt der Kalifornier nun einen der wenigen Arbeitgeber, deren wirtschaftliches und sportliches Niveau dem in Übersee zumindest nahe kommt. In dem Starensemble vom Bosporus soll er den Italiener Nicolo Melli ersetzen, den Fenerbahce nach New Orleans ziehen lassen muss. Auch eine Sache, die sich allemal bezahlt machen dürfte. Dem Vernehmen nach sollen Williams knapp zwei Millionen Euro netto winken. PATRICK REICHELT