Der FC Bayern hat einfach keinen Lauf. Auch was gut und als Lob gemeint ist, hört sich schräg an. Auf der USA-Reise wollte Karl-Heinz Rummenigge seinem Starspieler Robert Lewandowski schmeicheln und ihm den letzten Motivationskick für eine Vertragsverlängerung geben. Er sagte – auch um die Brücke schlagen zu Kalifornien, wo man sich gerade befindet –, dass der hochgeschätzte Stürmer „einen Körper wie Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger hat“. Doch welcher Arnie-Body soll die Referenzgröße sein? Der des mit Anabolika vollgepumpten des jungen „Mister Olympia“, der mit Metallmaschinenteilen versehene des „Terminator“ oder der jetzige eines 70-jährigen Gouverneurs im Ruhestand? Wohl nichts dabei, was Lewandowski, 30, gerne hört.
Wichtiger ist derzeit freilich, dass umgekehrt der FC Bayern auf Robert Lewandowski hört. Mit ihm hat nun auch ein Spieler formuliert, was bislang nur Manuel Neuers Berater vorgebracht hat. Nämlich: Dass der jetzige Kader es nicht im Kreuz hat, in der Champions League eine gute Rolle zu spielen. Zwar kann man wie Karl-Heinz Rummenigge durchaus verliebt sein in eine Viererabwehrreihe mit Kimmich, Hernandez, Süle, Alaba und bekommt ganz sicher eine erste Elf zusammen, die in der Bundesliga mit jedem Gegner fertig werden kann – doch wann hat man schon mal die Ausgangslage, dass alle Spieler unverletzt, bei Kräften und in Hochform sind? Und es geht ja nicht nur darum, Personal für die Spiele zu haben. Lewandowski merkt völlig richtig an, dass es auch um das Niveau im täglichen Training geht. Das kann man nicht hochhalten, wenn jeder damit beschäftigt ist, Verletzungen auszuweichen (weil man sich keine leisten kann) und mit den Kräften hauszuhalten.
Die Lage ist jetzt schon kritischer, als die Bayern sich das offiziell eingestehen. Sie haben ja bereits Spiele zu bestreiten mit ihrem zu dünnen Kader, und die Pflichtpartien beginnen lange vor dem oft zitierten Transferschluss 2. September. Sportdirektor Salihamidzic muss Transfererfolge vorweisen, wenn die Mannschaft aus Amerika zurückkehrt. Ob es was bringt, dass er nicht mitgereist ist? Die Begründung lautete: Er wolle in der europäischen Zeitzone bleiben. Wobei: Leroy Sané, das begehrteste Transferziel, ist mit Manchester City in Asien. Und von München so schwer zu erreichen wie aus L.A. Die Bayern – derzeit etwas sehr ungeschickt.
Guenter.Klein@ovb.net