Federer vs. Nadal: Giganten-Duell im Halbfinale

von Redaktion

London – Vorhang auf zum 40. Spiel der Giganten, dem vierten auf Wimbledons Centre Court. Elf Jahre nach dem letzten Treffen an diesem Ort qualifizierte sich Roger Federer mit seinem 100. Sieg im All England Club, einer lange Zeit komplizierten Partie gegen den Japaner Kei Nishikori (4:6, 6:1, 6:4, 6:4), und Rafael Nadal hatte vor allem im ersten Satz gut zu tun beim Sieg gegen den Amerikaner Sam Querrey (7:5, 6:2, 6:2).

Federer meinte nach dem Spiel, das Hunderter-Jubiläum habe er zwischendurch fast vergessen. Im ersten Satz setzte ihn Nishikori mit aggressivem, mutigem Spiel gewaltig unter Druck. Und alle konnten spüren, wie wichtig es war, dass es Federer gleich zu Beginn des zweiten gelang, dem Japaner ein Aufschlagspiel abzunehmen, um Luft zu holen und die Dinge wieder auf Null zu stellen. Nachdem er das geschafft hatte, bot ihm das Spiel zwar immer noch genügend Herausforderungen, aber der Japaner spielte danach nicht mehr so zwingend wie zu Beginn, und so segelte Federer nach zweieinhalb Stunden in den Hafen des Halbfinales.

In dem er zur großen Freude des Tennisvolks zum vierten Mal in Wimbledon seinem Lieblingsrivalen begegnen wird. Die große Serie der beiden aus den Jahren 2006 bis 2008, in der Federer zwei Endspiele gewann und der Spanier eins, gehört zu den besten Erinnerungen des Turniers, vor allem die legendäre letzte Partie der Reihe. Es sei großartig, nach so langer Zeit auf diesem Centre Court wieder gegen Federer spielen zu können, sagte Nadal nach dem Sieg im Viertelfinale, einer Partie mit einem engen Satz und danach einem souveränen Weg des Spaniers. Als sich Nadal und Federer vor fünf Wochen im Halbfinale der French Open begegneten, hatte der Spanier die Dinge bei stürmischem Wind in drei Sätzen sicher im Griff. Das Wetter wird morgen garantiert besser sein als in Paris, der Boden ist es auch, und vielleicht sieht auch der Rest diesmal anders aus.

Für das zweite Halbfinale brachte sich der Titelverteidiger noch einmal nachdrücklich ins Gespräch. Beim Sieg gegen den Belgier David Goffin (6:4, 6:0, 6:2) hatte Novak Djokovic allerdings zunächst alle Hände voll zu tun. Bis zum Stand von 4:4 war es eine Begegnung auf Augenhöhe, danach rauschte Djokovic davon. Es sei wirklich hart gewesen, sagte Goffin hinterher. „Wir hatten zwar Ballwechsel, aber am Ende hat er immer alles im Griff gehabt.“ Djokovic, der vor allem wieder furchterregend gut retournierte, hatte im zweiten Teil dieses Spiels das Gefühl, den Ball größer zu sehen, als er wirklich ist, und so was ist für den Gegner nie ein gutes Zeichen.

Wie auf Schienen erreichte der Serbe zum neunten Mal seit 2007 das Halbfinale der Championships, fünfmal stand er im Finale, viermal gewann er den Titel. Wenn er am Freitag in der Partie gegen Roberto Bautista Agut in der Art weitermacht, die ihn zum Sieg gegen Goffin führte, dann wird der Spanier einen seiner besten Tennistage brauchen. Doch abgesehen von einer sehr soliden Form beim Sieg im Viertelfinale gegen Guido Pella aus Argentinien (7:5, 6:4, 3:6, 6:3) gibt es zwei Erinnerungen, die ihm Hoffnung machen könnten – zwei Siege gegen den Serben in diesem Jahr, zuerst in Doha, später in Miami. Djokovic sagt über den Spanier, dessen größte Stärke bestehe darin, sich bemerkenswert gut aus der Defensive zu lösen und lange Ballwechsel mitzugehen, zudem habe er eine bessere Rückhand als früher, ebenso flach gespielt wie die Vorhand. Und da der Ball auf Rasen flach abspringe, passe die Spielweise des Spaniers gut zum Untergrund.

Doch das erste Halbfinale seiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier erfordert beim Spanier in gewisser Weise einen Plan B. Eigentlich war Roberto Bautista Agut dieser Tage mit sechs Freunden zu seiner Junggesellen-Abschiedsparty auf Ibiza verabredet. Nach dem Spiel am Mittwoch berichtete er, die Freunde seien schon dort, sie würden nun am Freitag wahrscheinlich nach London kommen. Er wird ein paar Mann zur Unterstützung sicher gut gebrauchen können. DORIS HENKEL

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