München – Um das Prinzip Boris Becker, 51, zu verstehen, muss man Sascha Rinne kennen. Rinne war vor circa drei Jahren an der Seite der deutschen Tennis-Legende. Normalerweise betreut Rinne mit seiner Kölner Agentur Show-Sternchen wie Pietro Lombardi, Comedian Oliver Pocher oder Sänger Giovanni Zarella.
Der Strippenzieher hinter den roten Teppichen riet Boris, sich wieder mehr auf seine Kernkompetenz Tennis zu konzentrieren und fädelte 2016 für Becker den Deal als TV-Experte bei Eurosport ein. Als sich die finanzielle Schlinge bei Becker wenig später zuzog, bat er Rinne, ihm das TV-Honorar von Eurosport (100 000 Euro) direkt zu überweisen und es später mit der Zahlung von Eurosport zu verrechnen. Ein Deal unter Freunden, unter Partnern.
Als Becker wenig später Insolvenz anmeldete, erinnerte er sich nicht mehr an die Vorauszahlung und forderte die 100 000 Euro für seine Insolvenzmasse. Rinne habe ihm Honorare vorenthalten. Erst als der Londoner Insolvenzverwalter Zweifel an der Becker-Forderung äußerte, zog Becker die Klage vor dem Kölner Landgericht zurück. Heute steht Rinne unter den 14 Gläubigern im hinteren Drittel mit seiner 100 000-Euro-Forderung.
Ganz vorne auf der Liste steht Hans-Dieter Cleven. Der Schweizer Manager und Ex-Finanzchef bei Metro versuchte um die Jahrtausendwende, Becker als seriösen Geschäftsmann zu positionieren. Er gründete mit ihm die Cleven-Becker-Stiftung und beteiligte den Deutschen beim Sportartikelhersteller Völkl. Auch bei Beckers Steuerprozess 2002 soll Cleven Becker mit Zahlungen vor einer Gefängnisstrafe bewahrt haben. Das Urteil lautete zwei Jahre auf Bewährung. Doch dann schlug auch bei Cleven das Prinzip Boris Becker zu: Als Sicherheiten für seine finanzielle Hilfe pries der dreifache Wimbledon-Sieger seinem Geschäftspartner drei Mercedes-Autohäuser und eine Finca auf Mallorca an. Bis Cleven dahinter kam, dass die Autohäuser längst verkauft waren und die Finca mehrfach bei einer britischen Bank beliehen war.
Aber Cleven ist ein gewiefter Finanz-Experte. Nachdem er mit seiner Forderung in der Schweiz nicht weiterkam, hat er seine Ansprüche nach England übertragen und steht nun auf der Gläubigerliste auf Position eins. 37 Millionen Euro fordert er von Becker. Es folgt die Bank Arbuthnot Latham mit etwas mehr als zehn Millionen Euro und die Boris Becker GmbH aus Genf, an welcher der Sportstar mit Cleven beteiligt ist. Hier ließ sich Becker ein Gesellschafterdarlehen von 5,9 Millionen Euro auszahlen. Düstere Wolken über dem Geschäftsmann Boris Becker. Oder doch nicht?
Das Prinzip Boris Becker zaubert immer wieder einen Joker aus dem Ärmel. Dieses Mal heißt der Joker Wilhelm „Willi“ Beier – Pharma-Milliardär aus München. Jahrelang buhlte er um Beckers Gunst und flog ihn schon mal im Privatjet zu seinen Geburtstagspartys ein. Nach Informationen unserer Zeitung hat Beier auch das letzte Buch Beckers „Das Leben ist kein Spiel“ vorfinanziert und jegliches finanzielles Risiko dem Verlag abgenommen. Doch auch zwischen Becker und Beier folgte das Zerwürfnis – auf privater Ebene. Beckers (Noch)-Ehefrau Lilly und Beier-Freundin Cindy Alambwa sollen sich so zerstritten haben, dass selbst die Männer sich jahrelang aus dem Weg gingen.
Nach der Trennung von Lilly tauchte Beier plötzlich wieder im Umfeld Beckers auf. So entspannte sich Becker letztes Jahr auf Beiers mondäner Segeljacht „Francesco Petrarca“ vor Formentera und feierte vor wenigen Wochen die Taufe von Beiers neuem 60-Millionen-Schiff „Metis“ auf Mallorca mit.
Wahrscheinlich werden „Willi“ und „Boris“ ihre Geschäftsbeziehung noch ein wenig ruhen lassen. Bei der Zusammenstellung der Vermögenswerte sind Überweisungen eines milliardenschweren Geschäftsmann eher hinderlich. Auch die Festlegung seiner Unterhaltszahlung im Scheidungsprozess mit Lilly dürften günstiger ausfallen, solange Beier im Hintergrund Ruhe bewahrt. Insolvenzverwalter Mark Ford sagte unserer Zeitung, dass ein Ende des Insolvenzverfahrens „ungewiss“ sei. Er aber hoffe, dass es nicht noch länger als ein Jahr dauert. Steht Willi Beier dann noch an Beckers Seite und dieser ist offiziell schuldenfrei, hätte er wieder eine äußert lukrative Lebensversicherung. Aber man weiß nie, wann das Boris Becker Prinzip wieder zuschlägt.