Liverpools Triumph

Die Bundesliga spielte mit

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Der FC Liverpool ist Europapokalsieger, und nach dieser Saison und der Vorgeschichte des Scheiterns vor einem Jahr wird wohl niemand diesem großartigen Club die Legitimation für den Titel absprechen. Die „Reds“ waren einfach dran, es musste ein „You’ll Never Walk Alone“ die abschließende Musik der europäischen Vereinssaison sein, und es war an der Zeit für Jürgen Klopps Perlweiß-Lachen in einem Finale. Es ist gut so, wie es ist.

Es mag die romantischen Empfindungen stören, dass der Club von der Anfield Road ja auch nicht mehr sich selbst gehört, sondern einem US-amerikanischen Konsortium, und dass er wie die anderen englischen Vereine mit Fernsehgeld zugeschüttet wird. Doch es gibt ein starkes Gegengewicht, das die Romantik letztlich aufrecht erhält: die Lebensläufe einiger Beteiligter. Liverpool ist keine Truppe, die sich die fertigen Superstars gekauft hat (okay, für van Dijk und Alisson hat sie viel auf den Tisch gelegt) – gute Spieler wurden erst unter Jürgen Klopp zu außergewöhnlichen.

Und da ist ja sogar dieser Bundesliga-Einschlag. Divock Origi war Mitläufer beim VfL Wolfsburg, als der eine Nicht-mal-Mitläufer-Saison spielte – in der Champions League war er für Liverpool Schlüsselspieler. Joel Matip wurde auf Schalke groß – und belächelt, als er seinen Wechsel nach England vollzog. Xherdan Shaqiri war dem FC Bayern zu quadratisch, er durfte gehen. Zu Roberto Firmino, der vier Jahre für Hoffenheim kickte, ist zu sagen, dass er nicht zur ersten Garde der Brasilianer zählt, ihn Lucien Favre als Hertha-BSC-Trainer selbst zu günstigsten Konditionen abgelehnt und der längst vergessene Marco Kurz als Coach bei der TSG 1899 ihn bei einem Spiel in Augsburg mal in der 41. Minute ausgewechselt hatte – Begründung: Hat’s nervlich nicht drauf. Nun denn: Aus Firmino ist doch noch ein belastbarer Spieler geworden – vielleicht auch dank Jürgen Klopp.

Nicht zu vergessen: Auch Klopp verließ die Bundesliga angeschlagen. In Dortmund war sein Motivationszauber verflogen, zwischenzeitlich sogar die Entlassung denkbar. Man schaffte es, geordnet auseinanderzugehen – allerdings unter dem Eindruck eines verpassten schönen Schlusspunktes: Klopp verlor das Pokalfinale gegen den Fußball-Beamten Dieter Hecking. Zu Liverpool ging er nach sehr kurzer Erholungspause und als Liverpool dortmundmäßig ermüdet war. Es hätte schiefgehen können. Tat es nicht. Großartige Trainerleistung.

Guenter.Klein@ovb.net

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