München – Irgendwann wollte auch Derick Williams nicht mehr auf Abwege gehen. Der angeschlagene NBA-Profi hopste von dem Hometrainer, auf dem er zuvor seine Kilometer abgespult hatte. Er wollte aus nächster Nähe sehen, was seine Kollegen in diesem ersten hoch spannenden BBL-Halbfinale gegen Rasta Vechta aufs Feld brachten. Am Ende konnte Williams den Audi Dome dann gestern doch mit einem Lächeln verlassen. Zu Buche stand ein 98:88 (52:42) seiner Bayern. 1:0 also in der Serie nach dem Modus best-of-five. Der Meister kann entspannt nach Niedersachsen fahren, wo schon morgen (20.30 Uhr) im hitzigen Rasta Dome Teil zwei der Serie steigt. „Eine schwierige Partie“, sagte Alex King, „aber auf so etwas waren wir vorbereitet.
Die Bayern hatten im Vorfeld ja artig Besserung gelobt für das holprige Viertelfinale gegen Braunschweig. „Jetzt spürt man endlich Playoffstimmung“, hatte King betont: „Wir werden ein anderes Gesicht zeigen.“ Ein Vorhaben, an dem er selbst auch mitarbeiten durfte. King sprang immer wieder für Williams ein, den Trainer Dejan Radonjic wegen einer Blessur am Bein nur im Notfall ins Rennen werfen wollte. Man kann es vorweg nehmen: Auch King machte seine Sache gut.
Die Münchner machten vom Anwurf weg Dampf. Vor allem Vladimir Lucic schien sich Besserung für die blutleeren Auftritte gegen Braunschweig vorgenommen zu haben. Der Serbe warf mal aus der Distanz, attackierte dann den Korb und räumte auch hinten den ein oder anderen Angriffsversuch ab. Eigentlich war Lucic überall. 13 seiner 24 Punkte hatte er schon nach wenigen Minuten auf der Habenseite stehen.
Vechta musste eine eher wilde Taktik gehen, um zumindest halbwegs auf Schlagdistanz zu bleiben. Der Aufsteiger, bei dem neben Clint Chapman auch Seth Hinrichts wieder mitmachen konnte, wuselte im Vollgasmodus übers Feld und suchte sein Heil in diesem unglaublich rasanten Basketballspiel vor allem aus der Distanz. Klappte zunächst ganz gut. Drei Treffern von unter dem Korb standen zur Pause neun Vechtaer Dreier gegenüber. Am Ende waren es 17.
Man kann es auch anders sehen: „Diese Mannschaft hat Charakter“, hatte Radonjic in diesen Tagen anerkennend festgestellt. Mit anderen Worten: Der selbst erklärte Kultverein kann auch große Rückstände wegstecken. Eine 16 Punkte-Hypothek hatte er gestern im dritten Viertel auf den Schultern (62:46).
Doch Vechta reagierte frech und warf eben noch ein paar Dreier mehr-. Und siehe da: Eingangs des Schlussviertels waren die beiden Teams schon wieder gleichauf. Immerhin: Die Bayern reagierten unaufgeregt und ließen sich auch von der äußerst offensiven Vechtaer Verteidigung – teilweise attackierte der Hauptrunden-Vierte mit drei Mann – kaum beirren. Man ließ den Ball laufen und fand dann ja auch die guten Wurfgelegenheiten. Und profitierte obendrein davon, dass sich Vechta durch seinen aggressiven Stil im Schlussabschnitt schnell in Foulprobleme brachte. An der Freiwurflinie setzten die Münchner dem rasanten Lauf der Gäste ein Ende. Letztlich brachten Nihad Djedovic von der Dreierlinie und Center Devin Booker im Nachfassen die Arena am Westpark zum Kochen und setzten den Deckel auf die Partie.
Eine Partie, die Lust machte auf die Dinge, die diese Halbfinalserie noch mit sich bringen Schon morgen in Vechta. Dort, wo der FC Bayern in der Vorrunde eine ziemlich üble Niederlage kassiert hatte.