München – Die Hauptstadt übt eine besondere Anziehung auf Niko Kovac aus. Natürlich, weil der Trainer des FC Bayern in Berlin geboren und aufgewachsen ist, überhaupt den größten Teil seines bisherigen Lebens dort verbracht hat. Außerdem hat es ihm das Olympiastadion angetan. Mit seinen Teams spielt er vor allem dann besonders gerne an diesem historischen Ort, wenn die Bundesliga-Saison vorbei ist und es um die andere nationale Trophäe, den DFB-Pokal, geht.
Seit drei Jahren ist Kovac Cheftrainer in der Bundesliga, in den ersten beiden Spielzeiten hatte er Eintracht Frankfurt ins Endspiel geführt. Nun will er dies auch mit Bayern schaffen – und damit den Hattrick. „Es ist der kürzeste Weg zum Titel. Nicht der leichteste, aber der kürzeste“, sagte Kovac vor dem heutigen Halbfinale gegen Werder Bremen (20.45 Uhr, ARD und Sky). Die Partie am 25. Mai im Berliner Olympiastadion ist die mit der größten Beachtung in diesem Saisonendspurt. „Das ganze Land, die ganze Welt schaut auf das Pokalfinale“, sagte er. „Ein Teil dessen zu sein, ist schon etwas Tolles.“
Für die Bayern bedeutet das aber fast schon Alltag. Setzen sie sich vier Tagen nach dem 1:0-Sieg in der Bundesliga noch einmal gegen Bremen durch, stehen sie zum 23. Mal im Endspiel, In diesem Jahrtausend sicherten sich die Münchner allein zehnmal die Reise nach Berlin. Aber in der Runde der letzten Vier trifft der Rekordmeister, bei dem neben dem gesperrten Niklas Süle sowie den längerfristig verletzten Manuel Neuer und Arjen Robben auch Franck Ribery (neuromuskuläre Probleme) fehlt, ausgerechnet auf jene Mannschaft, die im Pokal zu Hause eine Macht ist. Die letzte Partie vor eigenem Publikum verloren die Bremer vor 31 Jahren (0:1 gegen Eintracht Frankfurt im Halbfinale). Damals standen Spieler auf dem Platz, die alle deutlich älter sind als die beiden Trainer der Halbfinalisten.
Kovac war damals 16 und spielte noch bei Rapide Wedding. Die damaligen Werder-Profis Rune Bratseth oder Frank Ordenewitz kannte er nur aus dem Fernsehen und die eigene Profi-Karriere war noch ein paar Jahre entfernt. Erinnern an diese letzte Bremer Niederlage im Weserstadion kann er sich nicht mehr, dafür an die letzte Niederlage der Bayern – 1999 war dies, ein paar Tage nach dem verlorenen Champions League-Finale gegen Manchester United in Barcelona unterlagen die Münchner im Endspiel von Berlin den Bremern im Elfmeterschießen. Es war allerdings das einzige Mal in der Pokal-Geschichte, dass in diesem Nord-Süd-Duell nicht die Münchner gewannen.
Mit einer klaren Angelegenheit, wie es die bisherigen vier Pokalfights seit der Jahrtausendwende alle waren, rechnet niemand beim FC Bayern. „Ich hätte mir nicht unbedingt ein Halbfinale in Bremen gewünscht, weil die wieder richtig stark geworden sind“, sagte Präsident Uli Hoeneß. In Anlehnung an Ex–Trainer Louis van Gaal sprach er von einem „Tod-oder-Gladiolen-Spiel“.
Die Gladiolen wären aber frühestens in Berlin fällig, nach dem Finale. Oder doch besser große gefüllte Weißbiergläser.