Vor ziemlich genau einem Monat hat der Deutsche Fußball-Bund in einem Hotel in Köln, am Ufer des Rheins, einen Saal gemietet. Es gab ein Menü mit drei Gängen, teuren Wein – und viel Lob für 23 Männer und eine Frau, die sich durch die Fußballlehrer-Ausbildung gekämpft hatten. Auf seine hauseigene Trainerschule ist der Verband mächtig stolz, was er einmal im Jahr, auf der sogenannten DFB-Trainer-Gala, auch raushängen lässt. „Wir sind bekannt für diese gute Ausbildung“, sagte Oliver Bierhoff, der DFB-Direktor, in Köln. Nur passt diese Selbsteinschätzung gar nicht zu dem, was gerade in der Bundesliga vor sich geht. Dort wenden sich immer mehr Vereine von den deutschen Trainern ab.
Gestern hat der VfL Wolfsburg verkündet, dass er seine Profi-Mannschaft bis 2022 Oliver Glasner anvertraut, einem Österreicher, der mit dem Linzer ASK bis 2017 in der zweiten Liga spielte, diesen inzwischen aber hinter dem FC Red Bull Salzburg als Nummer zwei im Land etabliert hat. Nun haben also 13 von 18 Bundesligisten ihren Cheftrainerposten für die neue Saison bereits vergeben – und blickt man auf ihre Nationalität, teilt es sich auf in sechs Deutsche und sieben Ausländer.
Es gibt in Deutschland so viele Trainer, dass sich jetzt, da viele der heimischen Erstligisten noch einen suchen, eigentlich viele Kandidaten hervortun müssten. Nur drängt sich kaum einer auf. Am Beispiel Wolfsburg sieht man: Der Blick der Bundesligisten geht bei der Suche ins Ausland. Natürlich gibt es hierzulande fähige Trainer – man darf zum Beispiel richtig gespannt sein, was Julian Nagelsmann in Leipzig anstellt –, den höchsten Ansprüchen genügen sie jedoch nur selten. Viele Coaches sind wenig innovativ, sie denken zu gleich, häufig versteift auf ihr Gegen-den-Ball-Prinzip. Dabei stehen ihnen in den Vereinen doch große Ressourcen zur Verfügung: Nachwuchsleistungszentren, die ständig Talente hervorbringen. Im Europapokal scheiden sie trotzdem gegen Teams aus Bulgarien, Schweden oder Slowenien aus.
Es ist daher wohl auch kein Zufall, dass es nur zwei deutsche Trainer gibt, die eine internationale Spitzenmannschaft leiten dürfen: Jürgen Klopp in Liverpool und Thomas Tuchel in Paris. Die spanischen Fußballlehrer unterrichten derweil in allen europäischen Topligen, gerade in England werden sie mit Geld überschüttet. Sie stehen für eine Spielidee, die überall ankommt (und erfolgreich ist). Natürlich auch in der Heimat: Von 20 Vereinen in der Primera Division setzen gleich 17 auf einen Spanier.
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