„Wir werden auf alle Fälle nicht schlechter“

von Redaktion

Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler über das Halbfinal-Aus und die Zukunft des Projekts

Unterhaching – Manager Hannes Kronthaler, 53, ist der starke Mann bei den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching, so wie er es davor beim österreichischen Serienmeister in seiner Heimatstadt Innsbruck war. Vom Dauererfolg des Clubs gelangweilt („Wenn du immer gewinnst, interessiert es keinen mehr.“), beschloss er 2017, diesen aus der heimischen Liga zurückzuziehen. Zu gleicher Zeit führte die Volleyball-Bundesliga (VBL) eine Wildcard ein. Durch ein Kooperationsprojekt mit dem vierfachen Pokalsieger TSV Unterhaching konnte der österreichische Rekordnationalspieler und Geschäftsführer eines Bauunternehmens mit seinen Tirolern ins deutsche Oberhaus einsteigen. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Titelverteidiger Berlin (1:3) zieht Kronthaler eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren Alpenvolleys.

Herr Kronthaler, das Erreichen des Halbfinales war vor der Saison das erklärte Ziel. Bleibt nach der starken Hauptrunde, in der die Mannschaft lange Erster und am Ende Zweiter war, doch etwas Enttäuschung zurück oder überwiegt letztlich die Zufriedenheit über den dritten Platz?

Natürlich ist es ein Manko, dass wir es nicht geschafft haben, die Hauptrunde als Erster durchzuziehen und so einen leichteren Halbfinalgegner zu bekommen. Aber letztes Jahr waren wir überraschend Dritter und hatten im Halbfinale gegen Friedrichshafen keine Chance. Heuer sind wir wieder Dritter und haben sicher einen anderen Gegner abgegeben als letztes Jahr. Und auch wie wir unter der Saison gespielt haben: Das ist schon eine sportliche Steigerung. Wir haben Friedrichshafen und Berlin je zweimal geschlagen, sind näher an die Großen herangerückt. Deshalb bin ich schon zufrieden.

Wie beurteilen Sie dieses zweite Jahr hinsichtlich des Kooperationsprojekts? Sind Sie im Plan, auch was das Zuschauerinteresse angeht?

Am Endpapier steht Dritter wie letztes Jahr. Aber wir haben eine Entwicklung gemacht. Es ist wichtig, dass man eine aufsteigende Tendenz hat und nicht stehen bleibt. Die dritte Kraft sind wir einmal ohne Diskussion. Und was die Zuschauer betrifft: 2400 Leute, wie im zweiten Halbfinalspiel in Innsbruck, hat es außer in Berlin auch nicht oft in der Liga gegeben. Das war perfekt. Da haben wir einen großen Schritt gemacht. Also sind wir schon weitergekommen im Projekt.

Das Alpenvolleys-Projekt ist auf zunächst drei Jahre angelegt, dann soll entschieden werden, ob es weitergeht. Zwei Spielzeiten sind nun vorbei. Gibt es schon eine Tendenz oder ist die Zukunft noch völlig offen?

Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird dem Projekt danach nichts im Wege stehen. Wir haben in Innsbruck bewiesen, dass man Leute in die Halle kriegt. Wir müssen das Gleiche jetzt in Unterhaching tun. Was enttäuschend war: Dass wir gegen Herrsching im Grunddurchgang eine volle Halle hatten und im Viertelfinale nicht. Da werden wir sicher reden müssen. Das ist das Ziel auf der organisatorischen Seite, dass wir den Zuschauerschnitt steigern. Wirtschaftlich haben wir das gleiche Budget. Da kommt vielleicht noch der eine oder andere aus Deutschland dazu. Die zwei Spiele im Halbfinale waren für die österreichischen Sponsoren Goldes wert. Da haben sie gesehen, dass es möglich ist, die Leute zu akquirieren und zu begeistern. Das hilft natürlich. Ich gehe mal davon aus, dass wir nach den drei Jahren, wenn wir die Rahmenbedingungen so fortsetzen, gute Chancen haben, weiterzumachen.

Wie wird sich denn die Mannschaft verändern? Muss der Kader nicht breiter werden, damit auch taktisch nachgelegt werden kann oder eine Schwächephase eines Spielers ausgeglichen werden kann?

Nächstes Jahr wollen wir schauen, dass wir im Halbfinale eine noch bessere Chance haben. Da müssen wir den Kader tatsächlich verbreitern. Am meisten wird sich auf der Angriffsposition verändern. Pawel Halaba geht nach Polen, Kirill Klets nach Russland, Hugo de Leon wird keinen Vertrag mehr bekommen. Wir werden zwei starke Angreifer kaufen und noch einen dritten dazu. Einen starken Diagonalangreifer haben wir schon verpflichtet, den Namen nenne ich aber noch nicht. Bei den Mittelblockern müssen wir noch diskutieren, vielleicht werden wir einen austauschen. Da müssen wir auch ein bisschen aufs Geld schauen. Aber das ist nicht die dringliche Position. Zuspieler Danilo Gelinski bleibt, Libero Florian Ringseis auch. Wir werden auf alle Fälle nicht schlechter.

Als das Alpenvolleys-Projekt vor zwei Jahren vorgestellt wurde, wurde als ein Ziel genannt, irgendwann deutsche Nationalspieler oder Talente zu holen. Wie steht es damit?

Ich habe die neuesten Informationen, dass die jungen, deutschen Spieler alle nicht in Deutschland bleiben. Wenn die Talente sogar in Berlin absagen, ist es schon schwierig. David Sossenheimer geht vom VfB Friedrichshafen nach Polen, soweit ich gehört habe. Nach ihm haben wir uns erkundigt. Moritz Karlitzek will von Frankfurt auch eher ins Ausland wechseln, er wäre ebenfalls eine Option gewesen (beide sind 22 und zählen zum Kreis der Nationalmannschaft; d. Red.). Und deutsche Nationalspieler aus dem Ausland zurückzuholen, ist relativ kostspielig.

Die Alpenvolleys treten international nun erneut im CEV-Cup an. Bleibt es dabei, dass Sie als Bundesligist auf deutschem Boden spielen müssen? Und reicht die Hallengröße In Unterhaching?

Im CEV-Cup können wir immer in Unterhaching spielen. Das Thema Halle hätte ich bei der Champions League gehabt, wobei ich davon ausgehe, dass der europäische Verband da im ersten Jahr auch gesagt hätte, wir können in Unterhaching spielen. Allerdings bin ich der Meinung, dass man Champions League in einer Halle wie in Innsbruck spielen sollte.

Ist es so gesehen fast besser, Dritter geworden zu sein, statt sich als Zweiter für die Champions League zu qualifizieren? Da muss man sich wenigstens nicht diese Gedanken machen.

(lacht) So ist es.

Interview: Umberto Savignano

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