München – Es hat über Ostern gedauert, bis die Nachricht vom Tode von Dr. Ludek Bukac durchdrang. Sparta Prag vermeldete es am Karsamstag um 7.20 Uhr, der Deutsche Eishockey-Bund, übers verlängerte Wochenende mit Nachwuchsländerspielen beschäftigt, erst zweieinhalb Tage später. Auch der DEB hat einen starken Bukac-Bezug: Der Mann mit dem Doktortitel war von 1992 bis 94 Bundestrainer, sein Assistent der heutige Verbandspräsident Franz Reindl.
Wenn man Bukac’ Zeit mit Erinnerungen und Emotionen zusammenbringen will, dann sind es diese: 1992 war er der Coach beim olympischen Penalty-Drama im Viertelfinale in Albertville, als 9,99 Millionen TV-Zuschauer den berühmten Fehlschuss von Peter Draisaitl sahen; die Tagesschau begann einige Minuten später. 1993 führte Bukac die Deutschen durch eine rauschende Vorrunde bei der Heim-WM in Dortmund; in München schied man dann mit einem 1:5 gegen Russland aus. 1994 bei den Olympischen Spielen in Lillehammer schlugen die Deutschen die Russen, doch die anschließende WM in Italien geriet zur Enttäuschung. Zwischen Bukac und Medien: Eiszeit.
Man hat ihm dann aber gegönnt, dass er 1996 – eine Sensation – noch einmal Weltmeister mit Tschechien wurde (zuvor 1985), doch wenige Monate später schoss beim World Cup of Hockey seine mit NHL-Stars (wie Jaromir Jagr) bestückte Mannschaft ihn ab. Bis auf ein Jahr als Trainer bei den international abgestürzten Polen trat er nicht mehr in Erscheinung und konzentrierte sich auf die Eishockeyschule, die er mit seinem Sohn Peter betrieb – und die viel Kundschaft aus Deutschland anzog.
84 wurde Bukac, die aktuellsten Bilder von ihm stammen von 2012, man erkennt ihn sofort, er hatte sich seit den 90er-Jahren nicht verändert. Als zu hören war, dass er gestorben war, dachte man an Dr. Jaro Starsi. Eine andere Größe, am 13. April gegangen, 85-jährig. Starsi, Slowake, war Trainer der Eishockeyabteilung des FC Bayern, von SC Riessersee und SB Rosenheim. Die prägenden Figuren der Bundesliga und der Nationalmannschaft, sie werden weniger.
Aber es sind noch einige da. Joschi Golonka (Riessersee, Köln, Nürnberg) ist 81, Pavel Wohl, zweimal Meister mit Rosenheim (1982, 85) und der Trainer, der mit seiner Menschlichkeit den kürzlich 70 gewordenen Hans Zach beeinflusste, ist 77. Und George Kingston wird im August 80. Der Kanadier war der Bundestrainer nach Ludek Bukac (1994 bis 98), und anders als Bukac, Starsi, Golonka, Wohl hat er nicht aufhören können mit Eishockey. Er trainierte dann eben in Norwegen Frauen- („Die hören besser zu als Männer“) und Sledgehockey-Nationalteam; in den vergangenen Jahren war er als Consultant bei Mexikos U 18-Junioren und als Co-Trainer bei Litauen gelistet. Unter Headcoach Bernd Haake (mittlerweile auch 73), seinem deutschen Vertrauten seit fünf Jahrzehnten.
Ältere Eishockey-Fans werden sich auch noch an Mike Daski erinnern, der als Trainer die 60er-Jahre in Bad Tölz bestimmte und daheim in Reichersbeuern immer den Koffer griffbereit auf dem Schrank hatte, falls ein Club anruft. Am 24. Mai hat er Geburtstag – es wird der 90. sein. Womit er nicht der älteste lebende Meistertrainer ist. Markus Egen, der den EV Füssen in den 60ern zu fünf Titeln coachte, wird dieses Jahr 92 werden. Tröstlich: Es sind noch ein paar alte Herren da. GÜNTER KLEIN