Bayern und die Lebenszeichen

von Redaktion

Kovac reagiert mit Milde: Streithähne Lewandowski und Coman ohne Strafe

VON ELISABETH SCHLAMMERL

München – Es hätte eine sehr schöne Woche werden können für den FC Bayern, vor allem eine sehr ruhige. Sportlich hatte die Mannschaft dafür ja alles getan. Aber manchmal reicht dies eben nicht beim deutschen Rekordmeister. In der Tabelle stehen die Münchner dort, wo sie ihrem Selbstverständnis nach hingehören, aber trotzdem sind sie weit entfernt von einer Spitzenreiter-Idylle. Es scheint so, dass die Gala gegen Borussia Dortmund zu ein paar Dammbrüchen an der Säbener Straße geführt hat. Und Trainer Niko Kovac steht mittendrin. Er muss die Unruhe vor dem Bundesliga-Spiel am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf (live bei Sky) moderieren, ein Job, der ihm so gar nicht zu behagen scheint, weil es sich um Geschehnisse abseits des Platzes handelt. Und damit mag sich der Bayern-Coach ja gerade überhaupt nicht beschäftigen, wie er nach dem erfolgreichen Bundesliga-Gipfel deutlich gemacht hat.

Kovac hätte am Freitag am liebsten ausschließlich über das Duell mit dem Aufsteiger geredet. über die Mannschaft, gegen die die Bayern beim 3:3 in der Vorrunde den Höhepunkt der Herbstkrise erlebt hatten. „Die Fortuna ist sehr gefährlich im Umschalten. Das müssen wir verhindern, indem wir den Ball haben“, sagte er. „Wir wollen jetzt natürlich wettmachen, was wir im Hinspiel verbockt haben.“ Aber tatsächlich war dies nur ein Randaspekt bei der Pressekonferenz zwei Tage vor der Partie.

Am Ende einer ereignisreichen Woche hatten Robert Lewandowski und Kingsley Coman mit ihrem handfesten Trainings-Zoff das Thema gesetzt. Dass die beiden in der nicht-öffentlichen Einheit am Donnerstag aneinandergerieten, bestätigte Kovac als „Trainingsvorfall“, wie er den Schlagabtausch, bei dem Jerome Boateng und Niklas Süle dazwischengehen mussten, bezeichnete. Er begründete den Zwischenfall mit „Emotionen. Aber man kann es auch positiv sehen, wir leben.“

Die Angelegenheit sei „unter Männern geregelt worden“, sagte der Bayern-Trainer, „Aus diesem Grund gibt es nichts mehr hinzuzufügen und keine Geldstrafe, weil die Jungs einsichtig waren. Und Einsichtigkeit ist das Wichtigste. Damit ist das ad acta gelegt.“ Und die beiden werden am Samstag die Reise nach Düsseldorf mitmachen – im Gegensatz wohl zu Franck Ribery, der laut Kovac „seit drei Tagen erkrankt“ ist.

Zu Beginn der Woche hatten schon die zwei Bayern-Bosse für Wirbel gesorgt. Der eine (Karl-Heinz Rummenigge), weil er Kovac eine Jobgarantie verweigerte, der andere (Uli Hoeneß), weil er erkannte, dass dies den Trainer schwächen würde, deshalb Kovac den Rücken stärkte („Wie soll ich denn mit jemanden zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle?“) – und so in Kauf nahm, dass sich die Bayern-Führung nach außen wieder einmal als uneinig präsentierte.

Kovac zeigte deutlich, dass ihn dies alles ziemlich nervt. Man werde verstehen, sagte er, „dass ich nicht zu jedem oder zu allem oder zu irgendwelchen Aussagen – oder auch zu Partys, Posts oder was weiß ich – nicht immer meinen Senf dazugeben kann. Und werde das auch in Zukunft nicht mehr machen.“

Der 47 Jahre alte Kroate findet, dass er beim FC Bayern angestellt sei, „um Ziele zu erreichen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren – und das ist der Fußball. Und ich merke immer mehr, dass das Nebensächlichkeiten werden. Mein Trainerberuf ist im Grunde genommen jetzt eine Nebensächlichkeit. Das will ich ändern.“ Am ehesten lässt sich dies mit einer Siegesserie bis zum Saisonende ändern.

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