Kein Angstgegner mehr

von Redaktion

Alpenvolleys ziehen selbstbewusst ins Derby gegen Herrsching

VON UMBERTO SAVIGNANO

Unterhaching – Es ist eine ganze Palette von Assoziationen, die Herrschings Volleyballer bei Hannes Kronthaler wecken. Die wichtigste dürfte jene von vor gut zwei Jahren sein. „Herrsching war der Auslöser“, erinnert sich der Manager der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching vor dem ersten Viertelfinalspiel seines Teams gegen die Truppe vom Ammersee, das am Samstag (18 Uhr) in der Olympiahalle von Innsbruck steigt. Schon 2017 musste der selbsternannte „geilste Club der Welt“ zu den Playoffs aus der zu knapp bemessenen eigenen Halle ausziehen, fragte deshalb bei Kronthaler nach, ob man für das damalige Viertelfinale gegen Frankfurt nach Innsbruck ausweichen könne. Kronthaler hatte gerade beschlossen, sein Tiroler Team aus der österreichischen Bundesliga zurückzuziehen, weil es sich als Serienmeister schlicht zu Tode gesiegt hatte. „Da haben die Herrschinger bei der Vorbesprechung erzählt, dass es in Deutschland eine Wildcard geben wird.“ Der Rest ist bekannt und eine Erfolgsgeschichte: Der TSV Unterhaching, vierfacher deutscher Pokalsieger, aber mangels Hauptsponsor 2014 aus der Bundesliga abgemeldet, nutzte nach Kronthalers Anregung offiziell diese Option, um gemeinsam mit den Innsbruckern ins Oberhaus einzusteigen. Und nach dem dritten Platz in der Debütsaison beendete das Kooperationsprojekt die aktuelle Hauptrunde auf Rang zwei.

Damit ist auch die Rollenverteilung für das Derby gegen die Herrschinger (Platz sieben) klar. „Bei doppelt so vielen Punkten kann man die Favoritenrolle nicht abstreiten und das will ich auch gar nicht“, stellt Kronthaler klar, dass ihn eine ganz andere Erinnerung nicht mehr plagt: Kurz nach dem Einstieg in die deutsche Bundesliga kassierten die Alpenvolleys innerhalb von vier Tagen zwei Klatschen gegen den Rivalen: 2:3 im Pokal, 1:3 in der Liga. Und auch im zweiten Punktspiel, beim 3:2-Sieg der Grenzgänger, erwies sich Herrsching als eine Art Angstgegner. Doch das habe sich grundlegend geändert. „Die Alpenvolleys sind stärker, die Herrschinger schwächer geworden“: Diese Kronthaler-These lässt sich auch anhand der direkten Punktduelle der laufenden Runde belegen, die die Spielgemeinschaft jeweils ungefährdet mit 3:0 gewann.

Deshalb stellt Kronthaler seinem Team die Aufgabe, das nach dem Best-of-three-Modus gespielte Viertelfinale in zwei Partien zu beenden. „Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man ausrasten kann. Und ich bin auch überzeugt, dass wir das schaffen“, betont der 53-Jährige, der nicht den Gegner, sondern nur den Druck fürchtet, den sich seine Spieler seit dem Sieg beim Liga-Primus Friedrichshafen vor einigen Wochen machen: „Als wir da die Tabellenführung übernommen hatten, haben alle geglaubt, wir müssen Erster bleiben, und sind deshalb verkrampft.“ Doch nun, da die Karten neu gemischt werden, hofft Kronthaler, dass die Unbeschwertheit zurückkehrt: „Wir haben bis dato eine sehr, sehr gute Saison gespielt, aber jetzt fangen wir wieder bei null an. Wir müssen hungrig und frei im Kopf sein wie am Anfang der Saison.“

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