In den Tagen, bevor das höchste Verwaltungsgericht des Landes sich zu Polizeikosten bei Fußballspielen geäußert hat, ist wieder mal deutlich geworden, wie viel Geld in der Bundesliga bewegt wird. Verglichen mit den 80 Millionen Euro, die der FC Bayern in einen Verteidiger steckt, ist der Gebührenbescheid über 415 000 Euro, mit dem der Rechtsstreit zwischen der Hansestadt Bremen und der Liga begann, nicht viel mehr als ein Trinkgeld.
Zwar hat das eine mit dem anderen nichts zu tun und die Verpflichtung von Lucas Hernandez hatte keinerlei Einfluss auf die Leipziger Richter. Aber die zeitliche Überschneidung lenkt trotzdem den Blick auf ein Ungleichgewicht, das die Fußballbosse noch nie schlüssig erklärt haben. Einerseits wächst der Fußball schneller und schneller, in immer absurdere Höhen, maßgeblich finanziert von Menschen, die Pay-TV-Abos abschließen, teure Trikots mit ihrem Namen beflocken lassen und Eintrittskarten kaufen, die auch nicht günstiger werden. Menschen, die viel Geld für Auswärtsspiele ausgeben, die dummerweise am Montagabend stattfinden, weil sich dort für die Liga noch etwas dazuverdienen lässt. Andererseits sollen außerplanmäßige Kosten der Clubs doch bitte von der Allgemeinheit getragen werden.
Der Fußball tut, als würde ihm Unzumutbares aufgebürdet. Diese Haltung ist angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen befremdlich, vor allem aber ein großes Ärgernis. Es ging nie darum, die grundsätzliche Verantwortung des Staates für die öffentliche Ordnung in Frage zu stellen. Die ist unstrittig. Zur Debatte standen nur jene Kosten für erhöhten Sicherheitsbedarf. Ohne diesen Mehraufwand könnte das Spiel, könnte die ganze Fußballsause gar nicht laufen.
Das Urteil fällt in eine Zeit, wo die Öffentlichkeit all die Exzesse, Alleingänge und Selbstherrlichkeiten der Kickbranche zunehmend kritischer aufnimmt, vereinzelt auch angewidert. Diese Tendenz sollte den Bossen stärker zu denken geben als jene Rechnungen für Risikospiele, an denen sie immer noch prächtig verdienen.
Das Gefühl, der Wind könne sich drehen, hat auch die Nationalmannschaft in den vergangenen Monaten kennengelernt. Der Fußball tut gut daran, die Signale ernst zu nehmen und es nicht zu übertreiben mit seiner Egomanie. Sonst könnte die Kundschaft sich irgendwann abwenden, abgestoßen von der unersättlichen Gier. Denn das ist das Gefährliche am Kommerzwahn: Man kann sich ihm ganz einfach verweigern.
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