Berlin – Gegen Berlin in einer Serie noch einmal unter Druck zu geraten, das kennt man ja beim EHC Red Bull München. Im vorjährigen Finale zwangen die Eisbären den Serienmeister sogar in ein siebtes Spiel. Dieses Mal erledigten die Spieler von Trainer Don Jackson die Sache dann doch einen Schritt früher. 4:3 (4:1, 0:2, 0:0) entschieden sie das sechste Duell am Freitagabend für sich. Womit sie also entschieden ist, die Viertelfinalserie nach dem Modus best of seven. Der Meister ist dabei, wenn die Top-4 von der kommenden Woche an weiter um den Titel streiten (gegen wen es geht wird erst am Sonntag feststehen).
Dabei zeigten die Münchner schnell, dass sie ihre Schlüsse aus dem teilweise blutleeren 0:3 vom vergangenen Sonntag gezogen hatten. Der EHC ging aggressiv in die Zweikämpfe, schnürte die Hauptstädter im eigenen Drittel ein. Ok, so war man auch beim 0:4 in Spiel zwei an gleicher Stelle gestartet. Doch es gab einen feinen Unterschied, wie nicht nur Mads Christensen erkannte: „Wir haben unsere Chancen genutzt.“ Maximilian Kastner tat es gleich in Minute sechs. Dass Berlins James Sheppard per Fast-K.o.-Schlag – der Puck rauschte gegen das Kinn des Eisbären-Raubeins und von dort ins Tor – ausglich (9.) blieb ein Schönheitsfehler. Weil nicht nur Christensen nach feinem Konter nachlegte (14.). In einer doppelten Überzahl legte der EHC durch den scheidenden Kapitän Michael Wolf und Justin Shugg (17./18.) gleich zwei weitere Treffer nach. Jackson wird es gerne gesehen haben – das Powerplay war zuletzt ja eher Problemzone gewesen.
1:4 gegen den stark aufspielenden Meister – da wehte schon ein Hauch von Sommerpause durch die Berliner Arena. Diese Aussicht freilich setzt in den Playoffs manchmal noch einmal Extra-Kräfte frei. Und als dann auch noch Marcel Noebels die Scheibe zum zweiten Mal am Münchner Goalie Danny Aus den Birken vorbeischwindelte (30.), da war aus dem Schaulaufen des Drei-Mal-Meisters plötzlich wieder ein Eishockeyspiel geworden. Zumal jener Drei-Mal-Meister sich auch Schwächen leistete in Gestalt von gleich drei Strafzeiten. Die dritte, ein Beinstellen von Tobias Eder war dann die eine zuviel. Die Eisbären ließen die Scheibe in Überzahl munter tanzen und – rums – Jamison MacQueen packte Berlins Treffer Nummer drei drauf.
Doch die Münchner reagierten bemerkenswert unaufgeregt. Sie besannen sich auf eine kompakte Defensive – Berlin tat sich selbst in Überzahl schwer, sich selbst in halbwegs aussichtsreiche Schussposition zu bringen. Eineinhalb Minuten vor Schluss setzte Eisbären-Trainer Stéphane Richer dann auf die allerletzte Karte und holte seinen Schlussmann Kevin Poulin vom Eis. Doch der Schritt in die Verlängerung wollte nicht mehr gelingen. Torschütze nahm es erst einmal mit mäßiger Euphorie. „Wir haben viel besser gespielt als zuletzt“, befand er, „aber wir müssen sicher noch draufpacken.“
Und so darf man beim EHC also weiter träumen, vom in der DEL noch nie da gewesenen vierten Titelgewinn in Serie. Einen Rekord immerhin haben die Münchner schon jetzt in der Tasche. Sie entschieden saisonübergreifend ihre zehnte Playoff-Serie in Folge für sich. Und auch das gab es in der Geschichte der Deutschen Eliteklasse noch nie.