München – In München erzählt man sich ab und an noch Anekdoten über Pierre Pagé, den Trainer, den man im ersten Red-Bull-Jahr hatte, als beim EHC Geld kein Thema mehr war und er sich teure Spieler leisten konnte. Pagé glaubte damals, 2013/14, die potenziell beste Mannschaft Europas zu haben – bis ihn am Neujahrstag 2014 diese Nachricht erreichte: Hans Zach wird Trainer der Adler Mannheim. Rückkehr aus dem Ruhestand, in den Zach 2010 eingetreten war. Pagé überfiel Panik, denn: „Hans weiß, wie man gewinnt.“ München wurde dann auch nicht Meister in diesem Jahr (allerdings ohne an Zachs Mannheimern zu scheitern, sondern im Viertelfinale an Wolfsburg), und die Eishockey-Welt durfte noch einmal Hans Zach in Aktion erleben: einen markanten Trainerkopf mit Wiedererkennungswert.
Pierre Pagé, Jahrgang 1948, ist – derzeit als Consultant in Kitzbühel in der zweitklassigen Alps Hockey League – noch immer auf der Suche nach erfüllenden Aufgaben im Eishockey. Zach, Jahrgang 1949, hat nach seinen drei Monaten damals in Mannheim erkannt, dass er nicht mehr die Energie für das DEL-Geschäft hat. Es war nicht mehr so wie in den Jahren von 1998 bis 2004, als er gleich zwei Jobs ausfüllte: Vereins- und Bundestrainer. Liga, Playoffs, Deutschland Cup, Februar-Turniere, Olympische Spiele, die jährliche Weltmeisterschaft – er war das Kraftwerk an der Bande. Der Alpenvulkan. Und wenn er im Sommer frei hatte, dann fuhr er auch mal eine Tour-de-France-Etappe – natürlich die hinauf nach L’Alpe d’Huez – nach.
An diesem Samstag wird Hans Zach 70. Und lebt seit seinem 65. ein konsequentes Rentner-Leben. Mit engem Kontakt zum Eishockey. Man sieht ihn oft in München und in Bad Tölz, immer dabei ist Ehefrau Slada. Den eishockeylosen Teil der Zeit füllen Bergwanderungen, Radtouren, das Fischen (bloß nicht Angeln sagen, sonst gibt’s Ärger – gerade war er mit dem „Royal Fishing Club“ auf Curaçao in der Karibik). Und Treffen mit den alten Freunden. Die hat er schon in den 90er-Jahren, als er in der Bundesliga die Düsseldorfer EG trainierte und dreimal Deutscher Meister wurde, immer übers Fernsehen gegrüßt. Regelmäßig war er auch zu Besuch bei Lenz Funk bis zu dessen Tod im September 2017. „Wenn ich eine Stunde bei ihm bin, reden wir vielleicht fünf Minuten übers Eishockey.“ Anderes wurde wichtiger.
Das Bild, das man von Zach hatte, war das des Schleifers. Es stimmte insofern, als er mit seiner Arbeit den Spielern zu einer nachhaltigen Karriere verhalf. Von den sechs Akteuren mit den meisten DEL-Spielen der Geschichte waren fünf seine Schüler (Mirko Lüdemann, Niki Mondt, Daniel Kreutzer, Patrick Köppchen, Klaus Kathan). Doch seine ehemaligen Spieler loben vor allem Zachs Menschlichkeit, Loyalität, Verlässlichkeit. Den Kontakt zu seinen Nationalspielern hat er nie abreißen lassen.
Wer länger mit ihm zu tun hatte, wusste, wie er Zach zu nehmen hatte. Da durfte man auch kess sein, das Zach’sche Image aufgreifen. „Hans, darf ich dir eine Tasse Stierblut mitbringen?“, fragte ihn der ehemalige Nationaltorwart Klaus Merk mal im Münchner VIP-Raum, bevor er zum Glühweinstand ging. Hans Zach hatte Metzger gelernt und schätzte den Nährwert von Fleisch, Knochen, Knorpel.
Doch er war auch hungrig auf Weiterbildung. Als Erster aus dem Eishockey erwarb er an der Deutschen Sporthochschule in Köln das Trainerdiplom (als Lehrgangsbester), und in der 1994 eingeführten Deutschen Eishockey-Liga gab es nur einen deutschen Trainer, der sein Team zum Titel führte: Zach 2010 mit den Hannover Scorpions. Mit diesem Erfolg trat er ab. Er hatte es Monate zuvor angekündigt und hielt sich daran. Das Wort galt.