Köln -– Die Geschichte dieser Fahrgemeinschaft beginnt in einem Autohaus in der kleinen oberbayerischen Gemeinde Kirchanschöring, Landkreis Traunstein. Der Fußballtrainer Patrick Mölzl leiht sich dort an einem Junitag 2018 einen Van, der eigentlich dem lokalen Club gehört, dem SV Kirchanschöring. Doch Mölzl, 38, pflegt noch guten Kontakt zu dem Verein, mit dem er bis 2017 als Spielertrainer verbandelt war. Also gibt man ihm den Van – für ein Abenteuer, das bis ins nordrhein-westfälische Hennef führt, 685 Autobahn-Kilometer entfernt.
Auf dem Weg zum ersten Lehrgangstreffen der Fußballlehrer-Ausbildung sammelt Mölzl vier weitere bayerische Trainer ein: Daniel Bierofka, Sebastian Dreier, Patrick Irmler und Oskar Kretzinger. Im Van wird gefachsimpelt, gescherzt, gelacht, dann aber kommt die Rückfahrt. Die A3 ist voll gesperrt, elf Stunden sitzen die Trainer im Van. Als sie in Bayern ankommen, ist die Nacht fast vorbei. „Da haben wir festgestellt“, sagt Irmler, „dass der Van doch nicht so die optimale Variante ist.“
In den folgenden Wochen schon schrumpft die Fahrgemeinschaft. Dreier, 27, nimmt ein Angebot aus der Jugendabteilung des FSV Mainz 05 an, Irmler, 31, der BFV-Verbandstrainer, fliegt fast nur noch. Nur Bierofka, Kretzinger und Mölzl reisen weiter zusammen – nun aber mit dem Zug. „Mit dem Auto war es zeitlich nicht planbar“, sagt Mölzl. „Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass auch der Zug nicht planbar ist.“ Ihre Züge kommen immer wieder zu spät, manchmal auch gar nicht. Einmal, erzählt der BFV-Trainer Kretzinger, 32, stranden sie in Stuttgart, ein Gewitter stoppt den Zug, Weiterfahrt unmöglich. Also holt sie Andreas Hinkel ab, der Stuttgarter Ex-Profi, der ebenfalls am Lehrgang teilnimmt. Ein anderes Mal, so Mölzl (seit Februar Co-Trainer in Dresden), wird ihr Zug in Köln einfach von der Polizei geräumt – weil er überfüllt ist.
An manchen Tagen fallen die drei Trainer im Zug auch auf – besonders, wenn der TSV 1860 zuvor verloren hat. „Das war unangenehm für die Mitreisenden“, sagt Bierofka, 40, und lacht. „Die haben sich bestimmt gefragt: Was ist mit dem passiert? Warum hat der so eine schlechte Laune?“ Auf einem Laptop sieht er sich die Drittliga-Spiele seiner Löwen an – und flucht ab und zu leise.
Als die Prüfungen näherrücken, lernen die Trainer zusammen, fragen sich ab. Vor allem in Physiologie, erinnert sich Bierofka, habe Kretzinger ihm geholfen. „Alaktazid, Laktazid – die ganzen Fremdwörter.“ Es klappt, am Donnerstagabend in Köln durften sich alle Mitglieder der Fahrgemeinschaft ihr Zeugnis abholen. Und mit der Bahn haben sie sich irgendwie auch angefreundet. Als Daniel Bierofka mit seiner Frau Nicole am Donnerstagabend nach Köln aufbrach, nahmen sie, klar, den Zug. cfm