München – Hopp oder Top. Do or Die. Tod oder Gladiolen. Es gibt eine Menge Redensarten, die die aktuelle Situation der Fußballerinnen des FC Bayern zusammenfassen. Heute Abend empfängt die Mannschaft auf dem Bayern-Campus Slavia Prag zum Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale (19.30 Uhr), am Sonntag steht an gleicher Stelle das Pokal-Halbfinale gegen den großen Rivalen VfL Wolfsburg (15.15 Uhr) an. Die nächsten Tage werden darüber entscheiden, ob der Traum vom Triple weiterlebt, oder ob die Mannschaft sich unter Umständen von zwei Titelchancen verabschieden muss. „Entweder gehst du weiter oder nicht. Das hat einen speziellen Charakter“, fasste Trainer Thomas Wörle zusammen.
Für die Spielerinnen ist es bereits die dritte englische Woche in Folge, am vergangenen Mittwoch erkämpfte sich die Mannschaft durch ein 1:1 in Prag eine gute Ausgangslage für das Rückspiel. Allerdings ließen die Münchnerinnen einige Torchancen aus, weshalb der erstmalige Einzug ins Halbfinale der Königsklasse alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Zumal Prag über eine erfahrene, aggressiv verteidigende Mannschaft verfügt. Zur Trumpfkarte auf dem Weg in die nächste Runde soll heute Abend die Campus-Arena werden. Die Spielerinnen mögen das kleine, enge Stadion, die Stimmung dort ist deutlich besser als in der gewohnten Spielstätte an der Grünwalder Straße.
„Im Grünwalder sitzt hier ein Fan, dann sind zehn Plätze frei, dann kommt der nächste. Da kommt keine Stimmung auf“, sagte Kapitänin Melanie Leupolz: „Auf den Campus kommen Trommler, es ist eine super Stimmung. Das trägt uns als Mannschaft. Es ist ein absolutes Highlight, dort zu spielen.“ In Prag hatten mehr als 6000 Zuschauer für eine außergewöhnliche Atmosphäre gesorgt, die Bayern rechnen ebenfalls mit einer vierstelligen Zuschauerzahl. „Wenn hier am Campus 1000 oder 2000 Zuschauer da sind, dann merkt man das. Dann ist das der Heimvorteil, den wir leider über viele Jahre nicht hatten“, erklärte Wörle.
Aus sportlicher Sicht sind alle Spielerinnen außer den Langzeitverletzten fit, Wörle konnte zuletzt rotieren. Die Leistung litt darunter nicht, neun Bundesligaspiele wurden in Folge gewonnen, seit 19 Pflichtspielen ist die Mannschaft ungeschlagen. Die letzte Niederlage, die einzige in dieser Bundesliga-Saison, gab es im September in Wolfsburg. Mit 0:6 fiel diese heftig aus, danach starteten die Bayern-Frauen ihre Serie und gewannen auch das Rückspiel mit 4:2. Punktgleich führen die beiden Klubs die Tabelle der Bundesliga an, am Sonntag kommt es nun im Pokal zum dritten Duell der großen Rivalen. Für zumindest eines der beiden Teams wird der Traum vom Triple danach ausgeträumt sein.