München – Einen Blick in die Seele des Löwenfans – kaum jemand hat ihn in den vergangenen Jahrzehnten besser in Worte gefasst als der Unterhalter Hannes Ringlstetter. 2010 war’s, bei der 150- Jahr-Feier des TSV 1860 in der Muffathalle, als Ringlstetter die blaue Gefühlspalette anhand eines 3:3 im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt durchdeklinierte. Vom sicheren Abstieg bis zum ausgemachten Aufstieg samt anschließendem Impulskauf eines Brasilianers passte alles in sieben Minuten Satire. Und das Beste daran: Alles ist zeitlos und liga- unabhängig, wie in der vergangenen Englischen Woche wieder einmal eindrucksvoll zu besichtigen war. Kaum hatte die Mannschaft zwei Spiele nacheinander gewonnen (Saisonrekord eingestellt, siehe Grafik unten), begannen in den Internet-Foren die Hochrechnungen. Auch unsere Zeitung druckte eine Statistik, die auswies, wie viele Punkte in den vergangenen Jahren für Platz drei nötig waren. Prompt folgte die kalte Dusche in Würzburg.
„Es ist ja oft so: Wenn du glaubst, die Mannschaft hat den nächsten Schritt gemacht – genau in diesen Momenten bekommst du eine Watschn“, sagte 1860-Sportchef Günther Gorenzel nach dem 1:2 und diagnostizierte ein Kopfproblem. Chronische Lob-Unverträglichkeit? Somit dürfte im anstehenden Heimspiel gegen Meppen (Samstag, 14 Uhr) nichts schiefgehen. Warme Worte werden diese Woche rar sein. Auch die Folgen des Sparkurses hat Gorenzel nunmehr klar umrissen: „Wir werden auch in der nächsten Saison eine Mannschaft haben, die seriös um den Klassenerhalt mitspielen kann. Aber man muss von der Erwartungshaltung her kleinere Brötchen backen – das ist wichtig.“ Kein Problem bei 1860.