München – Mit einem durchschnittlichen Alter von 19,8 Jahren ist die zweite Basketball-Mannschaft des FC Bayern das jüngste Team in der zweiten Bundesliga ProB. Lernen und Erfahrungen sammeln steht für die Talente an erster Stelle, sie sollen auf eine Karriere auf allerhöchstem Niveau vorbereitet werden. Unter diesem Aspekt dürfte die Playoff-Serie gegen die Iserlohn Kangaroos sehr wertvoll gewesen sein, denn die drei Spiele beinhalteten so ziemlich alles, was Basketball ausmacht.
Nach einem souveränen Sieg im ersten Heimspiel reisten die Bayern nach Iserlohn und verloren die dramatische zweite Partie in der Verlängerung. Bruno Vrcic erzielte Sekunden vor Schluss den vermeintlichen Siegtreffer von hinter der Mittellinie, wegen einer angeblich angezeigten Auszeit zählte der Korb aber nicht. Nelson Weidemann schleuderte daraufhin einen Ball ins Publikum und traf einen Zuschauer. Der ebenso temperamentvolle wie talentierte Spielmacher, der in den ersten beiden Spielen 53 Punkte erzielt hatte, wurde wegen Unsportlichkeit gesperrt. Ohne Weidemann lagen die jungen Bayern am Samstag in der eigenen Halle bereits mit 16 Punkten zur Halbzeit zurück, drehten die Partie aber mit einer bemerkenswerten Aufholjagd: 88:83 – und damit einem 2:1-Sieg in der Serie.
Charakter, Herz und harte Arbeit bescheinigte Trainer Demond Greene seinem Team: „Das haben die Jungs super gemacht.“ In der dritten Saison nach dem Aufstieg schafften die Bayern erstmals den Einzug ins Viertelfinale, dort warten nun die WWK Baskets Münster. Eine Mannschaft, die in der Nordgruppe Tabellenerster wurde, über drei ausländische Profis und viele erfahrene Spieler verfügt. „Sie haben immer eine volle Hütte, mit 3000 Zuschauern. Dort wird Basketball gelebt“, sagte Greene. „Wenn man sieht, wie intensiv die Spiele gegen Iserlohn waren, die Fünfter geworden sind, kann man nochmal 15, 20 Prozent mehr von Münster erwarten.“
Druck haben die jungen Spieler aber nicht, die Saisonziele wurden bereits mit der Qualifikation für die Playoffs erreicht. Die Spiele gegen Münster sollen die Talente vor allem genießen, auch Nelson Weidemann wird daran teilhaben dürfen. Der 19-Jährige, der auch schon im BBL-Team zum Einsatz kam, hatte sich persönlich bei dem vom Ball getroffenen Zuschauer entschuldigt und bat über die Bayern-Homepage auch die Iserlohner Fans um Verzeihung. Aufgrund der gezeigten Reue wurde die Sperre von ursprünglich zwei auf eine Partie reduziert. „Es war ein sehr emotionales Spiel und dann gibt es vielleicht auch mal Momente, wo man Emotionen nicht kontrollieren kann. Er wird daraus lernen“, sagte Greene. Und das ist bei der zweiten Mannschaft ohnehin das Wichtigste. CHRISTIAN STÜWE