Die zweite Reihe schwächelt

von Redaktion

Hinter Herrmann und Dahlmeier drängte sich bei der Biathlon-WM niemand in den Vordergrund

Östersund – Als Laura Dahlmeier und Denise Herrmann gestern den Flieger nach Oslo bestiegen, war ihr Erfolgshunger trotz der beeindruckenden Biathlon-WM noch lange nicht gestillt. „Ich will den positiven Schwung mitnehmen, an so einem traditionellen Ort ist man immer motiviert“, sagte Herrmann, die den Trip von Östersund zum letzten Weltcup der Saison mit einem kompletten Medaillensatz antrat. Ihre doppelt mit Bronze dekorierte Teamkollegin Dahlmeier versprach: „Ich werde mich voll reinhauen.“

Ehrgeizige Worte, die eigentlich jene Athletinnen hätten aussprechen sollen, die bei den Titelkämpfen enttäuschten. Franziska Preuß, Vanessa Hinz und Franziska Hildebrand behielten den Drang nach Wiedergutmachung – sofern es ihn gab – allerdings lieber für sich. Vielleicht auch ein Grund für den Zustand im Lager der deutschen Skijäger, den vor allem Dahlmeier bemängelte. „Es ist in den letzten Jahren schon oft so gewesen, dass die Medaillen eben nicht von allen, sondern eher von einzelnen Sportlern gewonnen wurden“, hatte die Doppel-Olympiasiegerin vor dem Finale der WM am Rande eines Sponsorentermins gesagt, Sie befinde sich zwar keinesfalls in der Position, Auftritte der Teamkolleginnen zu beurteilen, „aber das ist so, das muss man nicht schönreden“, sagte Dahlmeier.

In der Sache lag die 25-Jährige, über deren Karriereende immer wieder spekuliert worden war, völlig richtig. Die blanken Zahlen belegten schließlich den gefährlichen Status quo: Abgesehen von den beiden Medaillengewinnerinnen lief keine DSV-Athletin in einem Rennen unter die Top 15, Tiefpunkt war der 65. Rang von Hinz im Sprint, der sie gar die Teilnahme am Verfolger kostete.

„Das war nicht zufriedenstellend. Sie haben zum Saisonhöhepunkt nicht ihre besten Leistungen gebracht“, sagte Disziplintrainer Kristian Mehringer. In der Analyse soll aufgearbeitet werden, woran das lag.

Dass vor allem Hinz, 26, und Preuß, 25, in den kommenden Jahren noch bedeutend sein werden, beweist auch der Blick in den IBU-Cup. Dort, wo sich die jungen Athleten für den Weltcup in Stellung bringen wollen, sind zumindest bei den Frauen zu selten die Deutschen vorne dabei. „Dabei gelingt Leistungssport genau dann“, sagte Sportdirektorin Karin Orgeldinger, „wenn viele Athleten von hinten drücken“.

Orgeldinger wirkte vermutlich nur deshalb entspannt, weil „die Entwicklung im Frauenbereich viel schneller geht als bei den Männern“– und vielleicht ja schon im kommenden Winter jemand den Durchbruch schafft.  sid

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