Infantino nicht zu stoppen

Die Schwäche der UEFA

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Man muss Reinhard Grindel zugute halten: Er war tatsächlich mal dagegen. Oppositionell. Aufrührerisch. Mit anderen, die in der UEFA als Sprachrohr gelten, widersprach er den Plänen von FIFA-Präsident Gianni Infantino, der dreist auf den Vereinsfußball zugreift und ab 2021 eine Club-Weltmeisterschaft installieren wird. Doch was hat Grindels Nein bewirkt? Nichts. Denn die, die er zu vertreten glaubte, fielen ihm und der UEFA in den Rücken. Angesichts der Summen, die für ein WM-artiges Turnier von 24 Vereinsmannschaften im Raum stehen, gelten die üblichen Einwände – Überlastung der Spieler, Übersättigung der Zuschauer – nicht mehr. „Her mit der Club-WM“, fordert Uli Hoeneß für den FC Bayern. Und Grindel versteckt sich hinter diplomatischem Gebaren: „Wenn sich bei den Clubs eine andere Richtung entwickelt, dass sie spielen wollen, ist das in Ordnung.“ So schnell verpufft der Widerstand.

Wieder findet die UEFA keinen Weg, der FIFA Einhalt zu gebieten. Dabei sitzen die Granden aus Europa auch im Rat des Weltverbands, seinem höchsten Gremium, und hätten den Trumpf in Händen, eine Art Hoheit über die attraktivsten Vereine und Spieler und den besten Wettbewerb, die Champions League, zu führen. Doch die Europäische Fußball-Union macht nichts daraus. Sie lässt Gianni Infantino, der aus ihren Reihen kam (er war Generalsekretär und der Herr der Loskugeln bei den diversen Ziehungen), einfach gewähren. Zur Erinnerung: Infantino sollte für einen neuen Typus des FIFA-Präsidenten stehen. Repräsentierend und nicht ins Tagesgeschäft hineinregierend – so sollte vermieden werden, dass der Fußball einen weiteren Napoleon wie Joseph Blatter bekommt. Heute muss man konstatieren: Vorgänger Blatter war noch harmlos und im Direktvergleich ein glaubwürdiger Verfechter sportlicher Ideale. Infantino ist ein reiner Geschäftemacher und Machtmensch, der auf noch zynischere Art als Blatter das „One country, one vote“-Prinzip der FIFA-Demokratie ausnützt.

Die UEFA wird ihn nicht aufhalten, und Reinhard Grindel schon gleich gar nicht. Der DFB-Präsident ist ja schon zu schwach, um das eigene Haus im Griff zu haben. Hinter ihm liegt eine missratene Woche, in der ihm sein Bundestrainer auf der Nase herumtanzte und er selbst sich mit dem Abbruch eines Deutsche-Welle-Interviews, das dennoch viral ging, zum Gespött machte. Wie würde er gegen Infantino bestehen wollen?

Guenter.Klein@ovb.net

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