Wolfsburg/München – Es ist das nächste Stück vom Abschied: Die Rückennummern sind weg, das Trikot tragen andere. Jerome Boatengs 17 ging an Niklas Stark, die 13, die Thomas Müllers Markenzeichen war, wird zumindest in dieser Woche der Leipziger Noch-nicht-Nationalspieler Lukas Klostermann tragen. Mats Hummels’ 5 ist fortan auf dem breiten Rücken von Jonathan Tah zu sehen. Die personelle Neuausrichtung der deutschen Nationalmannschaft irritiert auch die, die von ihr profitieren. Wie Julian Brandt, dessen unmittelbarer Konkurrent Müller gestrichen wurde: „Ich kenne die Nationalmannschaft nicht anders als mit den dreien.“
Am Tag, als das DFB-Team in Wolfsburg zusammenkam, stand doch noch im Zeichen derer, denen vor zwei Wochen von Bundestrainer Löw überraschend mitgeteilt worden war, dass sie keine Rolle mehr spielen werden. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff musste sich zahlreichen Fragen stellen, ob man das nicht klüger und stilvoller hätte anstellen können. Es wurde bei der Antwort ein weiteres Mal klar, dass Bierhoff und Löw befürchtet hatten, dass über die sozialen Kanäle vorab was herausgekommen wäre und das zu einer ganz anderen Dimension von Verstimmung geführt hätte. Man habe alle überraschen müssen – auch die Betroffenen.
DFB-Präsident Reinhard Grindel stellte am Sonntagabend im Bayerischen Fernsehen in Aussicht, „dass, wenn die Spieler verabschiedet werden wollen, wir das tun werden“. Doch diese Äußerung empfand wiederum Oliver Bierhoff als unglücklich: „Solange ein Spieler nicht aus der Nationalmannschaft zurücktritt, werde ich ihn nicht verabschieden.“ Zurückgetreten worden zu sein, reicht also noch nicht. Gefordert ist proaktives Zurücktreten derjenigen, die eh nicht mehr gefragt sind – ein wenig merkwürdig. Gelte, so Bierhoff, im Übrigen auch für Sami Khedira, in dessen Fall es noch kein offizielles Statement gibt, ob es das nun war für die Nationalmannschaft oder für ihn.
Julian Brandt sagt: „Ich glaube noch nicht, dass es ein endgültiger Strich ist. Die nächsten Spiele werden ohne Thomas, Mats und Jerome stattfinden. Doch wie schnell verletzt sich jemand, und man braucht sie wieder.“ GÜNTER KLEIN