Löw mustert drei Weltmeister aus

von Redaktion

Der Bundestrainer plant ohne die Münchner Boateng, Hummels und Müller

VON JENS MENDE UND CHRISTIAN HOLLMANN

Berlin – Joachim Löw wird zum Hardliner. Kurz vor dem Start ins neue Länderspieljahr greift der Bundestrainer zu den härtesten Personalmaßnahmen seiner Amtszeit und mustert gleich drei ehemalige Weltmeister aus. Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller gehören ab sofort nicht mehr zur Fußball-Nationalmannschaft. Vor allem Hummels und Müller traf das Aus unvorbereitet.

„Ich danke Mats, Jérôme und Thomas für die vielen erfolgreichen, außergewöhnlichen und einmaligen gemeinsamen Jahre“, erklärte Löw gestern in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes. Bei der am 24. März beginnenden EM-Qualifikation für das paneuropäische Turnier 2020 ist das verdienstvolle Münchner Trio nicht mehr dabei.

„Ich bin traurig über diese Nachricht, weil es für mich immer das Allergrößte war, mein Land zu repräsentieren“, reagierte Boateng auf die Nachricht. „Dennoch respektiere ich den neuen Kurs und habe Verständnis für die Entscheidung des Bundestrainers.“ Er sei immer „extrem stolz“ gewesen, das Trikot der Nationalmannschaft tragen zu dürfen. „Dennoch hätte ich mir natürlich einen anderen Abschied gewünscht“, sagte Boateng.

Anders als im Fall Sami Khedira – den Weltmeister von 2014 hatte Löw noch mit der vagen Aussicht auf eine mögliche Rückkehr gestrichen – verzichtete Löw dieses Mal auf jedes „vorläufig“ oder „zunächst“. Die DFB-Karrieren von Müller (100 Länderspiel), Boateng (76) und Hummels (70) sind beendet.

Nach dem WM-Vorrunden-Aus im Vorjahr in Russland hatte Löw mit dem Umbruch noch gezögert und gerade Spieler wie Müller als unerlässliche Stützen für die neue Generation bezeichnet. Doch der Abstieg in der Nations League hat beim 59-jährigen Schwarzwälder offenbar nun für ein Umdenken gesorgt. In Manuel Neuer, Matthias Ginter, Julian Draxler und Toni Kroos spielen nur vier Champions der WM 2014 in Brasilien beim Neustart eine Rolle.

Löw sprach von einem „deutlichen Signal der Erneuerung“. Die Sportliche Leitung wolle „nun konsequent den Neubeginn auch im Kader sichtbar machen“, ergänzte Bierhoff. Wenn der Bundestrainer am Ende der kommenden Woche seinen neuen Kader für das Testspiel am 20. März in Wolfsburg gegen Serbien und den EM-Quali-Auftakt am 24. März in Amsterdam gegen die Niederlande beruft, scheinen neue Überraschungen nicht ausgeschlossen.

DFB-Präsident Reinhard Grindel begrüßte es, „dass Jogi Löw den Umbruch unserer Nationalmannschaft jetzt weiter entschlossen voranbringt“. Der Zeitpunkt für die personellen Veränderungen sei genau richtig. „Unser Auftrag ist es zu entscheiden, was das Beste für die Mannschaft auf dem Weg zurück an die Weltspitze ist“, sagte Bierhoff. Der Manager, Löw und dessen Assistent Marcus Sorg hatten Müller, Boateng und Hummels das Aus im DFB-Team mitgeteilt.

Es sei ihm ein wichtiges Anliegen gewesen, „den Spielern und Verantwortlichen des FC Bayern meine Überlegungen und Planungen heute persönlich zu erläutern“, bemerkte Löw: „Sie haben über Jahre unendlich viel für Deutschland und die Nationalmannschaft geleistet“. dpa

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