Augsburg siegt wieder

War das der Lehmann-Effekt?

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Das hätte blöd laufen können. Nämlich so: Die Trainer nehmen kurz vor dem Spiel Platz auf der Bank, die Fotografen knipsen, bis die Speicherkarte voll ist. Und immer nur den einen, der eigentlich nur der Assistent sein soll. Kaum einer wird das Objektiv auf den Chef richten, der somit zur Nebenfigur wird. Die Gefahr, dass solche Bilder geschaffen werden, bestand beim Debüt von Jens Lehmann als Co-Trainer in der Bundesliga. Was hätte das für Manuel Baum bedeutet?

Sie haben das beim FC Augsburg clever umgangen. Jens Lehmann kam erst auf den letzten Drücker, als die Fotografen schon weg waren, zu seinem neuen Wochenendnachmittags-Arbeitsplatz. Als wäre er schnell noch auf der Toilette gewesen (damit er nicht, wie einst als Torwart, während des Spiels und im Stadioninnenraum muss) oder hätte seinen Helikopterpiloten bezahlt (aber Entwarnung: Er will zwischen seinem Wohnsitz Starnberg und Augsburg mit dem Auto pendeln). Während seiner ersten 90 Minuten agierte Lehmann dann auch sehr dezent: Saß ruhig auf der Bank, stand nicht auf, wenn Baum an der Seitenlinie agierte. Nicht dass noch jemand den markanten Größenunterschied zwischen Ex-Nationaltorwart und Ex-Amateurtorwart unvorteilhaft für den deutlich Kleineren festhält.

3:0 gewann der FC Augsburg zu Lehmanns Einstand gegen Mainz, und wenn Manuel Baum sich einen Assistenten aus der Landesliga oder Jugend geholt hätte, wäre nicht von einem Effekt gesprochen worden, der den Namen des Neuen bekommt. So aber, klar, ist es der Lehmann-Effekt.

Nun, gewonnen hat der FCA sicher auch deswegen, weil die rechnerische Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg nach zehn Spielen ohne gestiegen war, er Glück mit zwei Elfmeterentscheidungen hatte und Alfred Finnbogason, der isländische Stürmer, mal wieder traf (auch überfällig gewesen). Gewiss war es nicht von Nachteil, dem zwar geerdeten, aber uncharismatischen Baum jemanden zur Seite zu stellen, vor dem die Spieler stramm stehen. Es ist ein einfallsreicher Versuch, die Ansprache an die Mannschaft grundlegend zu verändern, ohne dafür den Cheftrainer zu entlassen und zu ersetzen.

Der prominente Sidekick als Modell für die moderne Zeit, in der immer weniger Fußball-Lehrer Fußball-Profis waren? Zu früh für solch ein Urteil! Ein Trainer sollte schon über universale Fähigkeiten verfügen.

Wir verfolgen die Sache jetzt einfach weiter – und achten genau darauf, ob Jens Lehmann immer nach Manuel Baum auf die Bank huscht.

Guenter.Klein@ovb.net

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