Kopenhagen – Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog hat bestürzt auf die Nachricht vom Tod seines langjährigen Konkurrenten Matti Nykänen reagiert. „Das ist schockierend, eine schlimme Nachricht“, sagte der 54-Jährige: „Matti und ich waren so viele Jahre gemeinsam unterwegs. Er war für mich wie ein Alltagsmensch, ob auf der Schanze oder außerhalb.“ Weißflog weiter: „Uns verbinden so viele Geschichten. Natürlich gab es die bestimmenden Momente wie Olympia 1984, als wir uns die Medaillen geteilt haben, oder 1988, wo er dann überlegen war. Es gab Zeiten, in denen wir enge Konkurrenten waren.“
Bei Olympia 1984 in Sarajevo hatte Weißflog von der Normalschanze Gold vor Nykänen gewonnen, sechs Tage später setzte sich der Finne auf der großen Schanze dann knapp vor dem DDR-Springer durch. 1988 in Calgary holte Nykänen beide Einzeltitel und führte als Krönung die finnische Mannschaft zu Gold, Weißflog ging leer aus. „Er gehört zu den fünf Athleten, die die wichtigsten vier Wettbewerbe im Skispringen gewonnen haben. Er gehört ganz oben hin. Er hat das Skispringen mitgeprägt“, sagte Weißflog.
„Zum letzten Mal haben wir uns vor zwei Jahren noch einmal in Finnland getroffen. Da hat er gut gewirkt, alle anderen haben das auch bestätigt“, sagte Weißflog. In letzter Zeit habe er aber nichts von Nykänen gehört. Grundsätzlich urteilte er über den Finnen: „Matti war ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Aber das ist auch das, was einen Menschen ausmacht. Er stand zu seinen Schwächen.“ Zu Nykänens Bewunderern zählte auch der deutsche Skisprungstar Sven Hannawald. „Ich bin bestürzt. Als Kind habe ich ihn im Fernsehen gesehen und bewundert. Er war der Rekordskispringer der damaligen Zeit. Das hat mich beeindruckt“, sagte der 44-Jährige der „Bild“-Zeitung. „Er hatte es im Leben nicht einfach, nach seiner aktiven Zeit hat er leider nicht den Halt bekommen, den er gebraucht hätte.“
Auch der britische Kult-Skispringer Michael Edwards alias „Eddie the Eagle“ trauert um Nykänen. „Er war der beste Skispringer der Welt, ich der schlechteste. Für ihn war ich keine ernsthafte Konkurrenz, von daher hat er mir immer Tipps gegeben. Er hat nicht viel gelacht, aber er hat nie auf mich herabgesehen. Das rechne ich ihm hoch an“, sagte der Brite.
Edwards war bei den Olympischen Spielen 1988 auf beiden Schanzen mit großem Rückstand Letzter geworden. „Calgary hat unser beider Leben verändert, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Er wurde zum sportlichen Helden, ich habe die Herzen der Zuschauer gewonnen“, sagte der 55-Jährige.
Gian Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS, zeigte sich ebenfalls erschüttert. „Matti Nykänen war einer unserer großen Botschafter des Skisports. Wir waren sehr traurig, als wir die Nachricht erhielten. Aber so ist das Leben, und er hat sein Leben nach seinem Karriereende genossen“, sagte Kasper. Beim Weltcup am Wochenende in Lahti und bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Seefeld (19. Februar bis 3. März) werde Nykänen noch einmal gedacht, erklärte FIS-Chef Kasper.
Clas Brede Brathen, Sportdirektor vom finnischen Skisprungverband, erklärte gestern: „Matti war für das Skispringen, was Lionel Messi und Diego Maradona für den Fußball sind.“ Brathen fügte hinzu: „Er hat unseren Sport auf ein neues Level gebracht. Er war der Held, ein Idol für Generationen. Jeder wollte so springen wie Matti. Zu wissen, dass er gestorben ist, ist schockierend und traurig. Ruhe in Frieden, Matti.“ sid/dpa
„Nykänen wie Messi und Maradona“