Das gereizte Zugpferd liefert

von Redaktion

Nach Sturzpech im Einzel rast Paul Berg mit Hanna Ihedioha zu WM-Bronze

VON ULI KELLNER

Park City/München – Der ganz große Druck war schon weg, als spät am Montagabend die Raceriege von Snowboard Germany noch zwei WM-Medaillen abräumte (Gold für Selina Jörg, Bronze für Stefan Baumeister, siehe Bild oben). Ob für Sportler, Trainer, Betreuer – die Erleichterung ist ja stets groß, wenn einer aus dem Kader sich anschickt, früh bei einem Großereignis einen Stockerlplatz für die Bilanz einzufahren. Diesmal, bei der Übersee-WM in Park City, waren es gleich zwei junge Sportler, die vom Podest strahlen durften: die junge Hanna Ihedioha, 21, aus Dingolfing und ihr erfahrener Partner Paul Berg, 27. Gemeinsam vollendeten sie im Mixed-Rennen, was dem Konstanzer Berg am Freitag im Boardercross knapp misslungen war. Das niederbayerisch-schwäbische Duo raste zu Bronze im neu geschaffenen „Paarlauf“ – und beendete auf spektakuläre Weise die deutsche Durststrecke bei Weltmeisterschaften.

2015 (Kreischberg) und 2017 (Sierra Nevada) war Snowboard Germany ohne WM-Medaille zurückgereist – entsprechend stolz zeigten sich die beiden Athleten, die die überhaupt erst zweite SBX-Medaille für Deutschland errungen hatte (nach Silber für Markus Ebner 2001). „Ich bin megahappy, damit hätte ich nie gerechnet“, sagte die Wahlallgäuerin Ihedioha. Bei Berg, dem Bundeswehrsoldaten aus Oberstdorf, mischte sich auch noch eine Portion Genugtuung in die Freude – schließlich hatte er das Einzel-Finale am Freitag schon vor Augen, als ihn ein verpatzter Zielsprung (vorläufig) aus den Medaillenträumen riss. „Das ist auf jeden Fall eine Wiedergutmachung für vorgestern“, sagte er. Die Medaille sei das Ziel gewesen. Berg und Ihedioha musste sich im Finale nur einem Gespann des Gastgeberlandes geschlagen geben: Lindsey Jacobellis mit Einzel-Goldgewinner Mick Dierdorff. Und den Italienern Michela Moioli und Omar Visintin.

Berg hatte sich auf der übers Wochenende langsam gewordenen Piste weder vom Schneetreiben irritieren lassen noch von den diffusen Lichtverhältnissen. Lauf für Lauf raste er vom Start bis ins Ziel so voran, dass Partnerin Ihedioha stets mit einem gewissen Vorsprung auf die Strecke gehen konnte. „Es war nicht einfach, aber unsere Taktik ist gut aufgegangen“, sagte Berg über seine Rolle als Zugpferd: „Ich wollte Hanna Platz verschaffen, den sie dann runterfighten sollte.“ Unerschrocken, wie man sie bei Snowboard Germany kennt. „Das hat sie sehr gut gemacht“, lobte Berg seine junge Partnerin.

Nicht ganz so gut war es für das zweite deutsche Duo gelaufen. Jana Fischer (19, Löffingen) und Leon Beckhaus stießen zwar bis ins Viertelfinale vor, mussten sich am Ende aber mit Platz elf zufrieden geben. Der Münchner Beckhaus, 21, bis vor ein paar Jahren noch im Hockey zu Hause, zog ein zufriedenes Resümee: „Vor der Saison war es nicht klar, dass ich überhaupt zur WM fahren würde. Deswegen bin ich megaglücklich – vor allem mit Platz acht im Einzel.“

Dem zufriedenen Fazit schloss sich auch Benno Loer an, der Coach der SBX-Asse: „Das war eine runde Nummer, zumal Paul mal wieder bewiesen hat, dass er zu den Stärksten der Welt gehört.“ Der Boden ist somit bereitet – für das Raceteam, das am Montagabend in die WM startete. Und für die Abteilung Freestyle, die die Titelkämpfe in Utah beschließen darf.

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