Auf der Suche nach dem Sechser

von Redaktion

TSV 1860 Quirin Moll hat sich das Kreuzband gerissen – wer ersetzt ihn? Fünf Varianten

VON CHRISTOPHER MELTZER

München – An der Grünwalder Straße ist im Juni ein Fußballer aufgetaucht, von dem Daniel Bierofka geschwärmt hat, bevor er überhaupt das erste Mal trainiert hat. „Er ist lauffreudig, sehr aggressiv, ein super Zweikämpfer“, sagte der Trainer des TSV 1860 im Sommer über Quirin Moll, seinen neuen Mittelfeldstrategen. „Da haben wir, glaube ich, einen Riesen-Griff gemacht.“

Am Samstag, etwa acht Monate später, lag Moll, 28, nach einem Pressschlag auf dem Rasen des Grünwalder Stadions und fasste sich ans Knie. Sascha Mölders, der direkt zu ihm geeilt war, zeigte mit seinen Händen an: Auswechseln, sofort. Am Sonntag verschickte der Verein dann jene Diagnose, die befürchtet worden war: Kreuzbandriss, Saisonaus. Plötzlich fehlt den Löwen der Mann, der immer spielte. In der 3. Liga hat Moll erst eine Partie verpasst – vor einer Woche in Lotte. Günther Gorenzel, der Sportdirektor, sagte: „Es geht jetzt darum, den schmerzlichen Ausfall als Team zu kompensieren.“ Nur wie gelingt das? Fünf Varianten im Überblick.

Daniel Wein

Eine Lösung, die naheliegt. In dieser Saison sind Moll und Wein schon oft zusammen im zentralen Mittelfeld aufgestellt worden. Zuletzt aber vertraute Bierofka Wein mehr Abwehraufgaben an, gegen Osnabrück verteidigte er im Zentrum der Dreierkette. Nun könnte der Trainer Wein ins Mittelfeld zurückschicken – und seinen Platz in Verteidigung anders besetzen: mit Kapitän Felix Weber oder Jan Mauersberger, der auf sein Comeback drängt.

Romuald Lacazette

Einer, der auf seine Chance noch wartet. Der Vorteil: An seiner neuen Abwehrformation müsste Bierofka so nichts ändern. Er könnte Lacazette einfach für Moll eintauschen. Der beherrscht diese Rolle, das hat er in der 2. Liga gezeigt, als er im Frühjahr 2016 – unter Interimscoach Bierofka – wesentlich dazu beitrug, dass Sechzig nicht abstieg. Das Problem ist nur: In dieser Saison erreicht der Franzose, den 1860 nur von Darmstadt ausgeliehen hat, sein Bestniveau nicht. In der 3. Liga fiel er mit harten Fouls auf, als er einmal die U21 in der Bayernliga verstärkte, dominierte er nicht. Gerade erst hat Bierofka gesagt: „Die Präsenz und extreme Leidenschaft, dieses Sich-Zerreißen auf dem Platz – das würde ich gerne wieder sehen von ihm. Es liegt an ihm.”

Alessandro Abruscia

In den ersten acht Ligaspielen stand er fünfmal in der Startelf. Beim 4:1-Sieg gegen Aalen traf er sogar doppelt. Seitdem wurde er allerdings nur fünfmal eingewechselt, frühestens in der 77. Minute. Bierofka lobte seinen Trainingseifer, setzte aber auf andere. Abruscia zieht es nach vorne, ein typischer Achter, der nicht so gut verteidigt wie Moll. Es drängt sich daher die Frage auf: Stellt Bierofka Abruscia und Efkan Bekiroglu, die ihre Stärken eher im Angriff haben, nebeneinander auf?

Aaron Berzel/ Simon Lorenz

Zwei Defensivspezialisten, die schon im Mittelfeld Erfahrung gesammelt haben. Sollte Bierofka sich auf Daniel Wein als Teil der Dreierkette festlegen, könnten Berzel oder Lorzenz nach vorne rücken, als defensivorientierter Sechser. Allerdings wäre das mit weiteren Umstellungen verbunden, die Lücke in der Abwehr müsste Bierofka füllen. Die Kandidaten, erneut: Felix Weber und Jan Mauersberger.

Dennis Dressel

Bierofka hält Dressel, 20, für eines der größten Talente der Liga. In der Bayernliga, wo er die U21 der Löwen als Kapitän anführt, hat er acht Tore geschossen und sieben aufgelegt. In der Winterpause durfte der Dachauer mit den Profis ins Trainingslager reisen. „Er hat einen Riesenschritt gemacht“, sagte Bierofka. Die Verletzung von Quirin Moll tut dem TSV 1860 weh – für einen jungen Spieler wie Dennis Dressel ist sie aber eine große Chance.

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