Tanker FIS muss sich bewegen

von Redaktion

Nach zwei Absagen in GAP: Fischer fordert Veränderungen im Ski-Weltcup

VON KATHRINA BROMBERGER

Garmisch-Partenkirchen – Irgendetwas läuft da verkehrt. Wenn Peter Fischer als Chef-Organisator eines Ski-Weltcups mehr mit seinem Wettermann redet als mit dem Rennleiter – dann hat sich etwas verändert. Etwas, das „uns Veranstalter vor massive Probleme stellt“. Er redet von Wetterkapriolen. Vom Klimawandel. Von massiven Temperaturschwankungen, intensiven Niederschlägen. Dabei schaut der Winter so perfekt aus. Alles weiß, Schnee satt. Kaum eine Rennstrecke, die auf einem weißen Kunstschneeband durch grüne Landschaft führt.

Entsprechend gut liest sich die Bilanz in diesem Weltcup-Winter: Bis zum Wochenende musste nur St. Anton abgesagt werden. Am Samstag und Sonntag folgten Abfahrt und Riesenslalom der Herren in Garmisch-Partenkirchen. Zu viel Schnee. Vor allem zu nass und zu schwer. Klar, das ist Natur. „Dagegen kannst Du nichts machen“, sagt OK-Chef Fischer. Wohl aber gegen ein starres Reglement. „Wir können nicht einfach so weitermachen.“ Nur, weil es immer schon so war. Er fordert ein Umdenken aller Beteiligten.

Denn: Gute Bilanz hin oder her – was die Statistik nicht sagt: Unter welchen Bedingungen die Rennen stattfanden. Welcher Kraftakt dahintersteckte. Bestes Beispiel: Garmisch-Partenkirchen. Der Damen-Super-G vor einer Woche, „eines der härtesten Rennen“ für Fischers Team. Stundenlang schaufelte es den Neuschnee von der Piste. Ein weiteres Beispiel: Kitzbühel. Wegen der Wetterprognose verlegten die Organisatoren das Top-Rennen, die Abfahrt auf der Streif, auf Freitagmittag, den Slalom auf Samstag. Der Super-G fand am Sonntag statt. Was „mit enormen Einbußen“ in finanzieller Hinsicht verbunden war, sagt Fischer.

Alle müssen an einen Tisch, fordert er. Bald. Und bald reagieren. Dafür ist die FIS nicht bekannt. „Bis dieser Tanker mal fährt …“ Fischer spricht den Satz nicht zu Ende. Sagt nur: „Uns Veranstaltern läuft die Zeit davon.“

Ihm geht es vor allem um mehr Flexibilität bei den Rennzeiten in Verbindung mit Fernseh-Verträgen. Sie besagen beispielsweise: Garmisch-Partenkirchen bekommt jeweils 45 Minuten Live-Übertragung der Rennen am Samstag und Sonntag. Die klassischen Abfahrten – wie auch Wengen oder Kitzbühel – sind auf Samstag angesetzt. „Dem bist Du auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“

Welch schöne Bilder hätte Garmisch-Partenkirchen am Freitag über die Bildschirme schicken können. Perfekte Bedingungen und Sonnenschein herrschten beim Training. Auf einer Piste, die alle Athleten lobten. Verschieben? Keine Option. Wegen des deutschen Fernsehens. Es sendet nicht am Freitag. Mehr Flexibilität fordert Fischer. Als eine Möglichkeit bringt er ein Zeitfenster von drei Tagen ins Spiel, in denen zwei Rennen stattfinden – unter denselben Konditionen bei TV- und Vermarktungsrechten. Eine Idee. Eine Lösung präsentiert er nicht. Diese müssen alle Beteiligten von Internationalem Skiverband (FIS), Marketing und Fernsehen erarbeiten. Immerhin weiß der OK-Chef nach eigener Aussage FIS-Renndirektor Markus Waldner an seiner Seite.

Ausdrücklich betont Fischer, ein Schwergewicht im Weltcup-Zirkus: Aus ihm spricht nicht allein der Frust nach zwei abgesagten Rennen. Natürlich leidet er darunter. Menschlich, weil so viel Leidenschaft in diesem Projekt Weltcup steckt – seine persönliche und die seines Teams mit über 400 Helfern. Und finanziell. Eine Absage gerade solch wichtiger Rennen – die Tribüne war jeweils ausverkauft – „bringt einen Veranstalter an den Rand der Existenz“. Er rechnet mit einem sechsstelligen Minus. Mit diesen Problemen aber stehe er nicht alleine da. „Wir können nicht so tun, als wäre das ein Ausnahmethema.“

Artikel 8 von 34