Sieben statt Neun

von Redaktion

Der BVB baut seinen Punktevorsprung aus – ärgert sich aber auch über das 1:1 in Frankfurt

Frankfurt – Erleichterung? Ernüchterung? Vielleicht sogar ein bisschen von beidem? Borussia Dortmunds großes Gefühls-Wirrwarr blieb auch weit nach Spielende ungelöst. Klar, das 1:1 beim frechen Pokalsieger Eintracht Frankfurt stuften die Westfalen aufgrund des Patzers des FC Bayern als äußerst wertvoll ein. Anstatt sieben hätte der Vorsprung des Tabellenführers auf den Rivalen aber eben auch neun Punkte betragen können.

„Ein bisschen Enttäuschung fühlen wir schon, wir hätten lieber gewonnen und hatten auch die Chancen für einen Erfolg“, sagte BVB-Torhüter Roman Bürki, der angesichts der erfreulichen Tabellenkonstellation nach 20. Runden der Fußball-Bundesliga aber feststellte: „Sieben Punkte sind natürlich besser als sechs.“

Dank der Schützenhilfe von Bayer Leverkusen, das pikanterweise unter dem ehemaligen Dortmunder Trainer Peter Bosz die Münchner niederkämpfte (3:1) und die Bayern im Titelkampf weiter zurückwarf, verbesserte sich die Situation der Schwarz-Gelben ein wenig – vielleicht vorentscheidend. Sie können sich nun nämlich garantiert zwei Niederlagen mehr als die Münchner erlauben.

Den neunten Titel der Vereinsgeschichte aufgrund dieses Vorteils nun aber schon als selbstverständlich auszurufen, dagegen wehrten sich Spieler und Verantwortliche gleichermaßen. „Wir wissen ganz genau, was wir tun, und wollen so weiterarbeiten. Wenn ich nun sage, dass wir der klare Favorit sind, haben wir ja auch keinen Punkt mehr auf dem Konto“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Kapitän Marco Reus nahm die Rolle des großen Titelkandidaten auch nur widerwillig an. Es bleibe „ja nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren, wenn wir bis zum Ende weiter da oben stehen“, sagte Reus. Der Nationalspieler hatte die Gäste (22.) in Führung gebracht, danach aber gute Chancen ausgelassen.

Frankfurts Top-Torjäger Luka Jovic (36.) erzielte noch vor der Halbzeit spektakulär den Ausgleich, der auch der Endstand sein sollte. Für die Dortmunder gab es keinen Grundmehr zu Jubeln. Zumindest für die Protagonisten auf dem Feld nicht. „Es war schon ein wenig seltsam“, sagte Julian Weigl, „dass die Fans trotzdem  immer  laut  wurden, obwohl nichts passierte“.

Der Grund dafür waren die Zwischenstände aus Leverkusen, die den BVB laut Weigl „schon noch ein wenig gepusht“ hätten. Trotzdem – und das verwunderte – wirkten die Dortmunder in der Schlussphase weitaus erschöpfter als ihr Kontrahent.

„Vielleicht war es deshalb die richtige Entscheidung, den Punkt zu retten“, sagte Bürki. „Wir haben uns lieber gedacht, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen und über die Zeit bringen wollen.“ Also doch mehr Freude als Enttäuschung?

Auch Lucien Favre konnte diese Frage nicht entschieden beantworten, ließ mit seinem Fazit allerdings Mutmaßungen zu. „Man hat wieder gesehen, dass es überall schwer ist, zu spielen. Jeder kann in dieser Liga jeden schlagen“, sagte der Schweizer. Das 1:1 in Frankfurt also ein kleiner Erfolg? „Wir hätten gerne gewonnen, akzeptieren aber das Ergebnis.“  sid

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