München – Natürlich hatte sich Björn Harmsen das Euroleague-Spektakel des FC Bayern gegen Fenerbahce Istanbul nicht entgehen lassen. „Das haben wir alle gesehen“, sagte der Trainer der Basketballer aus Jena, „und wir waren auch Fans.“
Natürlich hat sein Team dann ja schon versucht, sich die Münchner Schwerstarbeit knapp zwei Tage später im Audi Dome zunutze zu machen. Doch vor 5100 Zuschauern sprang nur ein ansehnliches erstes Viertel heraus. Dann hatten die Bayern die Müdigkeit aus den beinen geschüttelt. Am Ende fuhr der Meister mit 103:71 (45:38) über die Thüringer hinweg.
Bayerns NBA-Import Derrick Williams fand es nur konsequent. Der Kalifornier hat von seinem einstigen Teamkollegen LeBron James ein Grundprinzip gelernt. „Er hat immer gesagt: Wir müssen in jedem Spiel beweisen, dass wir die besten sind“, sagte er, „und das gleiche gilt jetzt für uns. Auch wenn wir die beste Mannschaft Europas geschlagen haben: Wir müssen uns beweisen.“ Und die Art wie das auch am Samstag gelang, das war etwas, wovor sich auch die Konkurrenz verneigte. „Bayern ist die mit Abstand beste Mannschaft in der Bundesliga“, sagte Björn Harmsen.
Für seinen Münchner Widerpart Dejan Radonjic wäre der glatte Sieg an seinem 49- Geburtstag eigentlich ein ganz gutes Geschenk gewesen. Doch die Begeisterung hielt sich bei dem Montenegriner in Grenzen. Wobei sich Radonjic eine Sorge maßgeblich mit selbst verschafft hat. Er hatte einigermaßen überraschend auch den schwer übermüdeten Stefan Jovic ins Rennen geschickt – der Serbe musste prompt mit schmerzender Leiste vom Feld. Anders als er standen die angeschlagenen Leon Radosevic und Maodo Lo gegen Jena gar nicht erst im Kader. Sollte Jovic am Freitag im Euroleague-Auftritt bei Tabellennachbar Baskonia Vitoria fehlen, dann wird sich der Bayern-Trainer wahrscheinlich an die Leichtigkeit erinnern, mit der sein Rest-Aufgebot vor allem in Halbzeit zwei den Pflichtsieg gegen Jena einspielte.
Vor allem an der Dreierlinie war es eine Demonstration. 19 ihrer 34 Versuche schubsten die Bayern ins Ziel. Auch die zweite Garnitur mischte da munter mit. Robin Amaize (15 Punkte/Drei von vier Dreier) und Braydon Hobbs (15 Punkte/Vier von fünf Dreier) waren neben Dauerbrenner Nihad Djedovic die besten Punktesammler auf Münchner Seite.
Auch für Björn Harmsen ist die Tiefe des Kaders eine der zentralen Qualitäten der weiter ungeschlagenen Münchner. Und Jenas Coach ist sich sicher: „Wenn sie nicht unglaubliches Verletzungspech bekommen, dann werden sie ihre Ziele souverän erreichen“, sagte er, „die Meisterschaft und die Euroleague-Playoffs.“