Oberstdorf – Markus Eisenbichler hat seine beeindruckende Flugshow zum Abschluss der Flug-Wettbewerbe in Oberstdorf nicht ganz fortsetzen können. Nach zwei Podestplätzen kam der 27 Jahre alte Bayer am Sonntag nach Flügen auf 210,5 und 206,5 Meter auf Rang zehn und muss damit weiter auf seinen ersten Weltcup-Sieg warten. Große Enttäuschung herrschte bei Eisenbichler aber nicht.
„Ich bin richtig platt und ich bin froh, wenn ich daheim bin. Das war schon anstrengend. Aber es war nochmal ein geiler Tag“, sagte der Bayer. Bundestrainer Werner Schuster fand nichtsdestotrotz klare Worte zu Eisenbichlers finalem Flug: „Der letzte Sprung war Abteilung Attacke sinnlos.“
Jubeln konnten am Sonntag an der tief eingeschneiten Skiflugschanze ausgerechnet die polnischen Schützlinge von Trainer Stefan Horngacher. Kamil Stoch feierte nach Flügen auf 214,5 und 227,5 Meter seinen ersten Erfolg in diesem Winter, seine Teamkollegen Dawid Kubacki (3.), Piotr Zyla (4.) und Jakub Wolny (6.) komplettierten ein starkes Team-Ergebnis auf der Flugschanze im Allgäu, auf der es am Sonntag immer stärker schneite.
Der scheidende deutsche Trainer Werner Schuster hat in Eisenbichler gut zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft in Seefeld nur einen Schützling in guter Form. Auf sagenhafte 237,5 Meter war „Eisei“ am Samstag geflogen, den so sehr ersehnten ersten Sieg verpasste er nur um etwa 40 Zentimeter. „Sieg oder Sarg“, hatte Eisenbichler martialisch sein Motto beschrieben, sein enormes Potenzial ruft er derzeit als einziger Springer des Deutschen Skiverbandes immer wieder ab. Und auch bei den Fans kommt der lockere Bayer mit seinen flotten Sprüchen derzeit am besten an, wie die Siegerehrung am Samstag zeigte. „Ich bin stolz auf mich, dass ich die Fans so glücklich gemacht habe“, sagte er.
Hinter Eisenbichler sah es vor allem am Sonntag düster aus. Stephan Leyhe belegte Rang 17, Martin Hamann (29.) und Karl Geiger (30.) schafften es in den zweiten Durchgang, den Olympiasieger Andreas Wellinger sogar verpasste. Zu diesem Zeitpunkt so knapp vor dem nächsten Saisonhighlight muss das ernüchtern.
„Insgesamt haben wir uns ein bisschen schwer getan, aber es kommen noch ein paar große Schanzen“, erklärte Leyhe, der auf den Sprungschanzen zuletzt beständigster Deutscher war. Richard Freitag, der den Winter immerhin als größter deutscher Hoffnungsträger angegangen war, hatte es am Sonntag nicht einmal in den Wettkampf der besten 40 geschafft. „Ich kann nur eins mitgeben, nämlich ruhig bleiben und auf die Stärken vertrauen“, riet „Eisei“ aus eigener Erfahrung. Schuster sagte zu Freitag: „Da ist der Körper angespannt, wie ein Stück Holz. Das ist fast schon gefährlich.“
Nur zwei Wochen vor der WM in Österreich sind die Deutschen zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt in ein Formtief geraten. Eisenbichler, Geiger, Leyhe, Wellinger und Freitag dürften für die Welttitelkämpfe gesetzt sein, die ständige Unkonstanz dürfte Bundestrainer Schuster unmittelbar vor seinem letzten großen Highlight nach elf Jahren beim DSV aber deutlich beunruhigen. Aber ein bisschen Hoffnung besteht ja noch: Vor den Titelkämpfen in Tirol stehen für die Adler noch die Wettkämpfe im finnischen Lahti sowie der nächste Heim-Weltcup in Willingen auf dem Programm.