Ende des Theaters

von Redaktion

Adriano Grimaldi wechselt vom TSV 1860 zum KFC Uerdingen – doch es bleiben Fragen

VON CHRISTOPHER MELTZER

München – Am Dienstagmittag hat sich Günther Gorenzel, der Sportdirektor des TSV 1860, vor die Sponsorentafel in der Grünwalder Straße 114 gestellt und zum Fall Adriano Grimaldi gesagt: „Wir sind im intensiven Austausch mit mehreren Vereinen und im ganz intensiven Austausch mit einem Verein.“ Am Dienstagabend hat der Club dann noch eine Pressemitteilung versendet, die so beginnt: „Der TSV 1860 München hat dem Wechselwunsch von Adriano Grimaldi entsprochen und sich nach intensiven Verhandlungen mit dem KFC Uerdingen auf einen Transfer geeinigt.“

Das Theater ist also vorbei – und wie es jetzt ausgegangen ist, war eigentlich schon abzusehen, als der Stürmer Adriano Grimaldi, 27, vor zwei Wochen verkündet hat, dass er den TSV 1860 nach nur einem halben Jahr wieder verlassen möchte. Schon damals fiel sofort der Name des KFC Uerdingen; ein Verein mit ambitionierten Sportchefs, denen Grimaldi beim Hinspiel in München (Endstand: 1:0 für Uerdingen) sehr positiv aufgefallen war – und denen dank des russischen Investors Michail Ponomarew vor allem genug Geld zur Verfügung steht, um einen fähigen Stürmer (fünf Saisontore) mit langfristigem Vertrag (bis 2021) einfach im Winter dazuzukaufen. Übrigens: Neben Grimaldi hat der Drittligist aus Krefeld bereits Roberto Rodriguez (FC Zürich) und Osayamen Osawe (FC Ingolstadt) verpflichtet.

Zurück zu den Löwen: Auf den ersten Blick dürfte sie der Deal erleichtern. Sie müssen nun nicht mehr einen Spieler pflegen, der sich ganz offensichtlich nicht mehr wohlgefühlt hat im Verein. Als Trainer Daniel Bierofka mit seiner Mannschaft ins Trainingslager nach Spanien aufgebrochen war, musste Grimaldi in München bleiben. Das belastet das Verhältnis zum Trainer, zu den anderen Spielern. Bierofka bleibt nun die Aufgabe erspart, Grimaldi wieder in die Mannschaft zu integrieren, was er wohl hätte versuchen müssen, falls er keinen neuen Club gefunden hätte.

Auf den zweiten Blick aber hinterlässt der Grimaldi-Transfer zwei zentrale Fragen. Sie ergeben sich aus dem zweiten Teil der Pressemitteilung, die der TSV 1860 gestern verschickt hat, in der schließlich der Geschäftsführer Michael Scharold zu Wort kommt. Er wird so zitiert: „Die Freigabe für Adriano Grimaldi ist uns sehr schwer gefallen, da wir über die Qualitäten des Spielers wissen. Nachdem Uerdingen auch nach der Verletzung von Adriano Grimaldi in der letzten Woche weiter mit Nachdruck auf den Wechsel hingewirkt hat, haben wir diesem zugestimmt. Am Ende sind wir zu einem Ergebnis gekommen, das für alle Seiten zufriedenstellend ist.“

Nun also zu den Fragen. Erstens: Wer ersetzt jene Qualitäten, die Grimaldi mitbrachte? Günther Gorenzel hat gestern zugegeben, was seit vielen Wochen bereits zu beobachten ist: Im Angriff fehlen 1860 die Ideen. „Es würde uns gut tun, wenn wir da eine Alternative haben“, sagte Gorenzel. Er sucht daher gerade Offensivspieler, die die Löwen ausleihen können, etwa jene, die in der 2. Liga nicht zum Zug kommen – und habe „einige im Auge“.

Zweitens: Was meint Scharold genau, wenn er das Ergebnis des Grimaldi-Deals als „für alle Seiten zufriedenstellend“ bezeichnet? Gestern hatte Gorenzel noch bemerkt, dass Grimaldis Wert von der Sprunggelenksverletzung beeinflusst worden sei, die er sich laut Verein in der vergangenen Woche zugezogen hat. Mussten die Löwen ihren wertvollsten Spieler – laut dem Fußballportal „transfermarkt.de“ 450 000 Euro – unter Marktpreis verkaufen? Die „Bild“ berichtete, dass Uerdingen 200 000 Euro bezahlt hat.

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