München – Don Jackson ist es tendenziell unangenehm, wenn er in den Mittelpunkt gestellt wird, der US-Amerikaner, der den EHC München trainiert, wirkt eher scheu. Am Freitagabend allerdings konnte er den Ovationen nicht entkommen. Es stand nämlich ein rundes Spiel an, sein 800. als Coach in der Deutschen Eishockey-Liga. Er befindet sich in seiner 13. Saison, öfter ist er Meister geworden (acht Mal) als irgendwo in den Playoffs auf der Strecke geblieben (vier Mal). 522 Spiele, informierte EHC-Stadionsprecher Stefan Schneider, habe Mister Jackson bislang gewonnen, das entspräche einer Quote von 65 Prozent. Fürs Eishockey ein stattlicher Wert – der jedoch auch aussagt: Selbst Jackson, erfolgreichster Trainer der DEL-Geschichte, pflegt jedes dritte Match zu verlieren.
Hoffnung für die Kölner Haie – die sich aber nicht erfüllte (vielleicht auch, weil die Münchner die vergangenen beiden DEL-Partien in Nürnberg und gegen Mannheim verloren hatten und selber wieder mit Gewinnen dran waren. Vor 4690 Zuschauern fiel das Treffen eindeutig aus: 5:1 (3:0, 2:2, 0:0) siegte der EHC München.
Kölns Trainer Peter Draisaitl hatte versucht, den Münchnern mit Psychologie beizukommen. Beim letzten Aufeinandertreffen in Köln hatte er seinen Stammtorwart Gustaf Wesslau nach drei schnellen Einschlägen gegen Hannibal Weitzmann ersetzt, der bis dato kaum in der DEL zum Zug gekommen war, dann aber den Münchnern mit Unüberwirdbarkeit bis ins Penaltyschießen auf die Nerven gegangen war. In München durfte er beginnen – zeigte aber kein bisschen von seiner damaligen Magie. Mit zwei Treffern (Mauer, Kastner in der 6. und 12. Minute), beides abgefälschte Schüsse, war der Ex-Rosenheimer Weitzmann geknackt. Und mit einem Unterzahl-Kontertor von Mark Voakes (17.) das Haie-Team (ohne die verletzten Pinizzotto und Mo Müller) zu weit im Hintertreffen, um noch etwas ausrichten zu können.
Im zweiten Drittel begann das Spiel, ein wenig plätscherig zu werden. Bemerkenswert war nur, dass die Haie gutes Timing bewiesen. Auf der Uhr waren noch 0,7 Sekunden Restspielzeit, als Akeson auf 2:5 verkürzte. Bedrohlich war das aber nicht, weil Button und Mitchell die Überlegenheit des EHC mit zwei weiteren Treffern untermauert hatten.
Beim EHC München waren zwei Langzeitverletzte zurück im Team: Kapitän Michael Wolf und Patrick Hager. Das ergab vier komplette Sturmreihen, ohne dass mit Verteidiger Ryan Button hätte aufgefüllt werden müssen. Vom Stamm fehlen jetzt nur noch Mads Christensen und Jason Jaffray. „Schaut ganz gut aus“, meinte Michael Wolf zu seinem Comeback, nachdem er in seinen Körper hineingehorcht hatte.
Vor dem Weihnachts-Spielemarathon und dem Champions-League-Halbfinale kommt der Münchner Kader wieder zu Kräften. Davon überzeugte sich am Freitagabend auch Greg Poss, Trainer des Salzburger Bruder-Clubs, der in der Olympia-Eishalle auf der Tribüne Platz nahm.