„Beim Bundesverwaltungsamt wird aus humanitären und sozialen Gründen ein Fonds in Höhe von 10,5 Millionen Euro eingerichtet, aus dem. . . finanzielle Hilfe an Dopingopfer der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik gewährt wird“, so steht es im Zweiten Dopingopfer-Hilfe-Gesetz von 2016. Weiter: „Anspruch auf finanzielle Hilfe . . haben Personen, die erhebliche Gesundheitsschäden erlitten haben, weil 1. ihnen als Hochleistungssportlern oder -nachwuchssportlern . . . ohne ihr Wissen oder gegen ihren Willen Dopingsubstanzen verabreicht worden sind. 2. ihrer Mutter während der Schwangerschaft . . . Dopingsubstanzen verabreicht worden sind.“
Politisch ein heißes Eisen. Aufgekommen ist der Begriff der „Trittbrettfahrer“, die die 10 500 Euro Entschädigung gerne mitnehmen würden. Und der Vorwurf an den Doping-Opferhilfe-Verein (DOH) in Berlin, die Zahlen aufzubauschen. Kann man wirklich von 12 000 bis 15 000 Betroffenen ausgehen?
Wohl schon, denn gedopt wurden nicht nur die Athleten, die schließlich an der Spitze standen. Das DDR-Sportsystem basierte auch auf dem Prinzip der Auslese („Von hundert kommt einer durch“). Man musste also kein Olympiasieger, Weltmeister oder Star gewesen sein, um in die Fänge des Systems zu geraten.
Erforscht werden soll nun die Frage der „Zweiten Generation“. Hat sich, was im DDR-Sport geschah, auch ausgewirkt auf die Kinder der damaligen Opfer?
Jedenfalls: Die Geschichte ist auch fast drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch nicht abgeschlossen. Einer der Wissenschaftler, die sich damit befassen, ist Dr. Jochen Buhrmann, Leiter der Helios-Klinik für Psychosomatische Medizin Schwerin, der einige DDR-Biografien aus seinem Blickwinkel untersucht. Er erzählt – Namen nennt er nicht, auch die Sportart sollte nicht öffentlich werden, da sich leicht Rückschlüsse auf die beteiligten Personen ziehen ließen – von einer Sportlerin im Osten, die von der Trainerin über Jahre terrorisiert wurde. Das Karriereende erfolgte wegen einer nicht auskurierten Verletzung, ein Abtrainieren danach wurde der Athletin erschwert, weil man ihr die Trainingsgeräte entzog.
In den Jahrzehnten seitdem durchlebte die Betroffene eine Posttraumatische Belastungsstörung, eine Schmerzverarbeitungsstörung, sie konnte ihren Beruf ab 2012 nicht mehr ausüben, nahm stark zu (früher waren ihr Appetitzügler verabreicht worden), heute leidet sie unter einem Putzfimmel und Ordnungszwang und kann nicht stillsitzen.
Dr. Buhrmann hat viele Gutachten über Dopingopfer geschrieben. „Nur zwei von hundert“, sagt er, „sind gesund geblieben.“ gük