Hachings Entwicklung

Ein Stück Bayern

von Redaktion

ANDREAS WERNER

Es war am Ende der Jahreshauptversammlung schwer, den einen Moment zu benennen, an dem man das Wirgefühl bei der SpVgg Unterhaching am anschaulichsten festmachen konnte. Es gab die Abstimmung zur Ausgliederung der Fußballabteilung mit 99 Prozent. So viel Zustimmung steht für sich – im Verlauf wurde sie dennoch getoppt, als das Präsidium um Manfred Schwabl mit einem Votum von satten 100 Prozent wiedergewählt wurde. Selbst beim berüchtigten Verständnis von Demokratie im Freistaat dürfte das recht beispiellos sein. Als sich die Sportalm geleert hatte, wollte Manfred Schwabl ABBA hören, das macht er gerne, wenn er was zu feiern hat. Der Präsident hielt sich ein Handy ans Ohr und lauschte für sich einem Musik-Download, um die anderen Anwesenden nicht zu quälen. Feinfühlig. Was er hörte: „The winner takes it all“. Der Sieger räumt alles ab.

Der Sieger, das war an diesem Abend aber nicht der Präsident alleine, der sich einen Moment Genuss gönnte. Sondern der Verein an sich. Wer einen letzten Beweis benötigte, dass Schwabl auch die größten Momente dem großen Ganzen unterordnet, sollte wissen, wie der Clubchef die Abstimmungen des Donnerstag nach ihrer Bedeutung geordnet auflistet. Die 99 Prozent für die Ausgliederung wiegen für ihn schwerer als die 100 für seine Person. Im Amt bestätigt werden viele, aber die Massen für gravierende Schritte hinter sich zu versammeln ist das Wichtigste, wenn man etwas bewegen will.

Die SpVgg Unterhaching hat sich kontinuierlich entwickelt, und so gehörte auch der Wortbeitrag des Ehrenpräsidenten Engelbert Kupka am Donnerstagabend zu den besonderen Momenten. So, wie sich der Club unter Schwabl präsentiere, stelle man sich einen bayerischen Verein vor, sagte Kupka – und auch einen Präsidenten.

Haching, ein Stück Bayern. Schon immer stand der Verein gerne für die Basis und das Bodenständige. Zwischendurch war er sogar mal eine kurze Phase in Mode. Jetzt geht es darum, sich weiter als eine Marke zu etablieren. Der Weg bleibt steinig, doch mit der Ausgliederung ist der entscheidende Schritt für den Einstieg von Investoren getan – und die Clubführung wird ein Auge darauf haben, dass keiner an Bord klettert, der den Kurs ändern möchte. Man darf sich nichts vormachen: Die Finanzierung wird bis auf weiteres die größte Herausforderung sein. Sie werden so schnell nicht alles abräumen, die Hachinger. Aber sie haben schon jetzt viel gewonnen.

andreas.werner@ovb.net

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