DFB greift alte Idee auf

Spieler als VAR-Consultants

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Dass ehemalige Fußballer im „Keller in Köln“ mitentscheiden sollten bei strittigen Spielszenen, die eine Videoassistenz erfordern – diesen Vorschlag hat bereits vor über einem Jahr Stefan Effenberg formuliert. Damals musste man mutmaßen: Oha, sucht „Effe“ einen Job? Aber mittlerweile ist das sicher nicht mehr der Fall. Er sitzt regelmäßig als Experte im „Doppelpass“ (übrigens erstaunlich gediegen gewandet) und fungiert bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden als Berater im Firmenkundengeschäft (nicht lachen, das stimmt!). Da wird er sich nicht noch am Samstagnachmittag vor die Monitore hocken wollen.

Doch Effenbergs Idee hat Karriere gemacht; aktuell überlegt DFB-Video-Chef Jochen Drees laut, ob das für den VAR nicht der entscheidende Fortschritt sein könnte: Ehemalige Profispieler, ohnehin alle besserwisserisch veranlagt, als Berater hinzuziehen. Der im Volk ungeliebte Videobeweis würde wohl an Akzeptanz gewinnen. So wie etwa ein Mario Basler beklatscht wird, wenn er ein Stadion oder Studio betritt, werden die Leute alles hinnehmen, wenn es heißt: Laut Basler war’s (k)ein Elfer. Ja dann. Wobei wir gar nicht konkret ihn ins Spiel bringensollten. Weil es bei ihm ein spezielles Hindernis gäbe: Er hält nur schwerlich 45 Minuten ohne Rauchen aus. Was, wenn sie im Keller in Köln keine Kippen zulassen? Wird Basler dann immer sagen: „War nichts, weiterspielen“ – damit er ohne Verzögerung in die Pause und an den Glimmstengel kann?

Es könnten sich mit Ex-Profis als Video-Assistenz-Assistenten aber interessante Konstellationen ergeben: Andy Möller enttarnt einen Flug von Timo Werner als Schwalbe. Michael Schulz beurteilt Verteidiger-Blutgrätschen im Sechzehnmeterraum („Klar Ball gespielt und auch noch außerhalb“). Kevin Kuranyi analysiert bevorzugt Partien aus Dortmund („Da war ich als Zuschauer in meinem ganzen Leben eine einzige Halbzeit“). Und ja: Auch Werner Lorant, der neulich im Interview zu seinem 70. sagte: „Bundesliga könnte ich immer noch“, kann sich hier beweisen. Er war ja Profi-Trainer und Profi-Spieler.

VAR-Consultant, so könnte man das neue Berufsbild nennen, das die Palette verdienter Helden für die zweite Karriere erweitert. Wer noch nicht als Trainer, Technischer Direktor, Kaderplaner, Scout, Markenbotschafter, Fernsehexperte oder Co-Kommentator im Fan-Radio untergekommen ist, der findet hier seine Beschäftigung. Bisschen Fußball schauen und dabei den gesunden Spielerverstand eingeschaltet haben. Und den VAR retten.

Was man natürlich auch machen kann: den VAR abschaffen. Nach wie vor die beste Option.

Guenter.Klein@ovb.net

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